LVR-Amt für
Bodendenkmalpflege
im Rheinland
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Tüllenkanne Pingsdorfer Machart, um 1200, Fundort Brauweiler (Foto: Alfred Schuler, LVR-ABR)

Archäologie
im Rheinland

Römervilla mit Wasserproblemen

Beim Bau eines Regenbeckens wurde ein Landgut mit Drainagen entdeckt

Ausgerechnet beim Bau eines Regenrückhaltebeckens in Mechernich-Antweiler (Kreis Euskirchen) wurde ein bis dahin unbekanntes römisches Landgut entdeckt, das offenbar ebenfalls große Probleme mit dem Oberflächenwasser gehabt hatte.

Bei den Abschiebearbeiten für das Becken war das Bauunternehmen zunächst auf römische Ziegel aufmerksam geworden. Die umgehend informierte Außenstelle Nideggen des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland führte daraufhin baubegleitend eine sechswöchige Rettungsgrabung durch, bei der ein Ausschnitt eines bis dato völlig unbekannten römischen Landgutes untersucht wurde. Geologisch liegt der Fundplatz im Bereich des Antweiler Grabens mit hoch anstehenden tertiären Tonen, die Oberflächenwasser schlecht versickern lassen. Starke Regenfälle haben hier in jüngster Zeit wiederholt zu Schäden geführt.

Probleme mit Oberflächenwasser gab es hier offenbar bereits in römischer Zeit. Dies zeigte ein 14 × 20 m großes, durch zehn Innenstützen basilikal gegliederten Wirtschaftsgebäude, das entlang seiner hangseitigen Außenwände in zwei Phasen ausgebaute Drainagen aufwies. Sie waren unter Verwendung von quaderförmigen Bruchsteinen als Rinnen trocken gesetzt oder als einfache Gräben im tonigen Untergrund angelegt.

Mit einer nachträglich eingebauten Darre wies das Gebäude eine weitere Besonderheit auf. Sie besaß einen apsisförmigen Bedienungsraum, an den nach Südosten ein 4,40 m langer Heizkanal anschloss, der sich nach Osten zu einem hypokaustierten, rechteckigen Heizraum öffnete. Formal ähnliche Darren asymmetrischer Form finden sich in Nordgallien und Brittannien. Hier ist auch der Typ des durch Innenstützen basilikal gegliederten Wirtschaftsgebäudes (aisled buildings) häufiger zu finden als im Rheinland.

Das Labor für Archäobotanik der Universität zu Köln konnte in untersuchten Bodenproben als Getreidearten Dinkel und Emmer nachweisen, vermutlich wurde auch Echte Hirse angebaut.

Grabungsleitung: Dr. Ulrike Müssemeier, LVR

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