Profilansicht einer Grube, die nach ihrer ursprünglichen Verwendung - wohl als Speichergrube - mit Abfall wie Holzkohle, verbranntem Lehm vom Wandbewurf der Häuser und zerbrochenen Gefäßen verfüllt wurde. Foto: Michael Gran (LVR-ABR)
Bei Niederkassel im Rhein-Sieg-Kreis konnte in den letzten Jahren ein späteisenzeitlicher Siedlungsplatz großflächig freigelegt werden. Da derartige Plätze auf der rechten Rheinseite bislang kaum untersucht wurden, stellt er eine bedeutende Quelle für die regionale Geschichtsforschung dar.
Die Ausgrabung des Bodendenkmals wurde aufgrund des Kiesabbaus notwendig, infolgedessen der Platz vollständig zerstört wird. Vorherige Untersuchungen benachbarter Flächen ließen auf das wissenschaftliche Potenzial dieses Platzes hoffen. Die Erwartungen wurden durch die Grabung voll bestätigt.
Das Siedlungsareal, in dem mehrere Gehöftgruppen rekonstruiert werden können, stammt aus einem Zeitraum von mindestens sechs Jahrhunderten. Die Besiedlung beginnt wohl um 600 v. Chr.
Jünger sind Funde der frühen Latènezeit (um 400 v. Chr.). Gefäße aus dem Bereich der nordfranzösischen Marnekultur belegen einmal mehr die weiträumigen Kulturbeziehungen von Nordfrankreich bis in die Niederrheinische Bucht im 5. und 4. Jh. v. Chr.
Ausgraben ist Handarbeit. Anlegen eines Profilschnitts am späteisenzeitlichen Fundplatz in Niederkassel. Foto: Michael Gran (LVR-ABR)
Eine weitere Siedlungsphase ist in die späte Latènezeit und die frühe römische Kaiserzeit, also von etwa 100 v. Chr. bis 50 n. Chr., zu datieren. Aus dieser Phase lassen sich mehrschiffige Wohnstallgebäude, kleine Speicherbauten und Grubenhäuser als vermutliche „Werkstattgebäude“ rekonstruieren. Charakteristische Fundstücke dieser Zeit sind Fragmente mehrerer Glasarmringe, eine versilberte Gewandnadel aus Bronze, sowie eine typische Gewandnadel des römischen Militärs aus Eisen.
Grabungsleitung: Erich Claßen und Michael Gran