LVR-Amt für
Bodendenkmalpflege
im Rheinland
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Tüllenkanne Pingsdorfer Machart, um 1200, Fundort Brauweiler (Foto: Alfred Schuler, LVR-ABR)

Archäologie
im Rheinland

"Biotonne" aus der Merowingerzeit

Einzigartiges botanisches Fenster ins frühe Mittelalter

Bei Ausgrabungen einer frühmittelalterlichen Siedlung in Rheinbach entpuppte sich ein zunächst als Brunnen angesprochener, über fünf Meter tiefer Schacht als eine mit Pflanzenresten verfüllte „Biotonne“. Es ließen sich unter anderem Ernterückstände von Roggen, Gerste, Hafer, Dinkel und Lein, Gartenabfälle, aber auch Mist erkennen, alles sack- oder karrenweise entsorgt. Im Rheinland öffnet dieser Befund ein einzigartiges botanisches Fenster in das frühe Mittelalter.

Er war aber noch für eine weitere Überraschung gut, wie die geoarchäologische Auswertung zeigen sollte, waren doch Zweifel an der Brunneninterpretation gegeben. So endete der angebliche Brunnenschacht 13 Meter über dem heutigen Grundwasserhorizont, es fehlten Brunnenverschalung, -sediment und im anstehenden Erdreich Anzeichen für ein Aquifer (Grundwasserleiter). Zudem hatte man den unteren Bereich kavernenförmig erweitert. All dies sind typische Merkmale von Kleinbergbauschächten für zum Beispiel Mergel, Sand oder Ton, die in den rheinischen Lössbörden weit verbreitet sind. Der frühmittelalterliche Rheinbacher Schacht ist allerdings der bislang älteste Hinweis auf diesen Kleinbergbau, der vor allem aus dem 18./19. Jh. bekannt ist.

Zum Leidwesen der Erbauer hat man damals das Gesuchte nicht gefunden und den Schacht unmittelbar nach der enttäuschenden Rohstoffsuche als „Biotonne“ genutzt – aus heutiger Sicht ein Glücksfall.

Jutta Meurers-Balke, Arie J. Kalis, Renate Gerlach

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