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Tüllenkanne Pingsdorfer Machart, um 1200, Fundort Brauweiler (Foto: Alfred Schuler, LVR-ABR)

Archäologie
im Rheinland

Die römische Kalkbrennerei in Bad Münstereifel-Iversheim

Die römische Kalkindustrie bei Iversheim

Voraussetzung für die Ansiedlung der römischen Kalkindustrie war der hier anstehende Dolomit- und Kalkstein. Die einstigen Steinbrüche der Umgebung gehören geologisch zur sogenannten Sötenicher Kalkmulde. Ihre kalkhaltigen Sedimentgesteine sind im Mitteldevon vor ca. 390 Millionen Jahren entstanden.
Forschungen ergaben, dass im Raum Iversheim an mindestens vier Standorten in römischer Zeit Kalk gebrannt wurde. Hier waren keine Privatunternehmer tätig, sondern Abordnungen, sogenannte Vexillationen der römischen Rheinlegionen. Inschriftensteine vom hiesigen Standort nennen Soldaten der legio XXX Ulpia Victrix aus Xanten. In der 400 m nördlich am Erfthang liegenden Brennerei sind Legionäre der legio I Minervia aus Bonn bezeugt. Der Bedarf an gebranntem Kalk, aus dem zusammen mit Sand, Kies und Wasser Mörtel hergestellt wurde, war in den römischen Militärlagern und Städten immens.

Die Bauweise der Iversheimer Kalkbrennerei

Die erhaltene Iversheimer Kalkbrennerei ist in den Hang des Erfttals gebaut. Zu der 30 m langen Anlage mit sechs Brennöfen der jüngsten Nutzungsphase gehörte ein Arbeitslager, das zwischen B 51 und Erft vermutet wird. Ein älteres Lager ist von der Bahnstrecke überbaut. Außerhalb des heutigen Schutzbaus wurde ein Ofen nach der Ausgrabung für einen Brennversuch wiederhergestellt. Die Kenntnis von der Funktionsweise der Iversheimer Öfen basiert also nicht allein auf den Ausgrabungsbefunden, sondern wurde im Experiment überprüft. Die Öfen sind ca. 3 m lang, besitzen einen birnenförmigen Querschnitt und eine Öffnung, die „Ofenschnauze“, für die Befeuerung und Belüftung. Sie bestehen aus einem Brennraum und einem die obere Hälfte einnehmenden Füllraum, zwischen denen eine rundum laufende Stufe, die „Ofenbank“, liegt. Hierauf errichteten die Kalkbrenner ein hölzernes Lehrgerüst, über dem ein freitragendes Gewölbe, der „Himmel“, aus unbehauenem Dolomit gesetzt wurde. Bis zur Oberkante füllte man anschließend den Ofen mit bis zu 25 t Gesteinsbrocken an. Bei einer Brenntemperatur von ungefähr 1050°C wurde der Kalkstein in 6–7 Tagen (inkl. Abkühlung) gebrannt, der Ofen im Anschluss in 2–3 Tagen entleert und wieder neu beschickt. Berechnungen ergaben eine monatliche Produktion von ca. 200 t Kalk beim gleichzeitigen Betrieb von fünf Öfen.

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