Kakushöhle bei Mechernich (Foto: Axel Thünker DGPh)
Ein teilweise barrierefreier Rundweg um den Kartsteinfelsen und durch die Kakushöhle erschließt heute dieses einmalige Kultur- und Naturdenkmal in der Nordeifel, das bereits seit 1932 Naturschutzgebiet ist.
Ausgrabungen der „Cölner Anthropologischen Gesellschaft“ unter Leitung von Carl Rademacher fanden bereits in den Jahren 1911 und 1913 statt, verliefen aber leider recht unsystematisch. Wichtige Forschungsergebnisse lieferten insbesondere die archäologischen Untersuchungen an verschiedenen Stellen des Kartsteins durch Hartwig Löhr, die im Zuge der Sicherungsmaßnahmen des Felsens und seiner Höhlen 1977 durchgeführt wurden.
Von Urmenschen der Form Homo heidelbergensis stammen einfache Steinwerkzeuge (Gerölle), die Löhr eingeschlossen im Travertin an der Nordostseite des Kartsteins fand. Diese Funde der ältesten Kulturstufe, dem Altpaläolithikum, gehen mindestens auf die Entstehungszeit des Felsens vor ca. 311.000 Jahren zurück, als das Klima während der Holsteinwarmzeit im Jahresdurchschnitt bis zu 3°C wärmer war als heute, und Kalkausfällungen (Travertin) des Hauserbachs den Felsen anwachsen ließen.
Durch Frost und die erodierende Kraft des Wassers des Hauserbachs entstanden in den folgenden Kaltzeiten die Höhlen und zahlreichen Nischen im Kartstein und der Fels erhielt seine Form. Während der Weichselkaltzeit suchten Jäger- und Sammlergruppen der Neandertaler diese Höhlen auf. Sie hinterließen zahlreiche Steingeräte der mittelpaläolithischen „Technologiekomplexe“ des „Mousterien“ und „Micoquien“. Diese dienten z. B. als Speerspitzen, mit denen die Neandertaler in den kalten Steppen Wildtiere jagten. Zahlreiche Tierknochen der sogenannten Mammutsteppenfauna wurden in den Höhlen abgelagert. Anhand dieser Knochen sind folgende Tierarten nachgewiesen: Mammut, Wollnashorn, Rentier, Moschusochse, Steppenwisent, Riesenhirsch, Pferd, Höhlenbär, Höhlenhyäne, Höhlenlöwe, Wolf und Eisfuchs.
Vor etwa 40.000 Jahren trat in Mitteleuropa erstmals der moderne, heutige Mensch Homo sapiens sapiens auf (Beginn des Jungpaläolithikums). Vor ca. 16.000 Jahren jagten eiszeitliche Steppenjäger dieser modernen Menschenform auch am Kartstein; dafür sprechen typische Feuersteinklingen dieser Zeit. Im Spätpaläolithikum wurde das Klima vor ca. 13.000 Jahren deutlich wärmer. In den Birken-Kiefern-Wäldern der Klimastufe des sogenannten Allerød jagten Waldjäger der Federmesser-Gruppe mit Pfeil und Bogen Rothirsch, Bieber, Auerochse und Elch. Typische Steingeräte dieser Zeit, die sogenannten Federmesser, die – anders als der Name vermuten lässt – als Projektile von Pfeilen dienten, sind auch am Kartstein belegt.
Am Ende der letzten Eiszeit wurde es nochmals deutlich kälter (sogenannte Jüngere Dyraszeit). In der damaligen Offenlandschaft folgten Rentierjäger der „Ahrensburger Kultur“ den Herden auf ihren saisonalen Zügen zwischen Norddeutscher Tiefebene (Winter) und Mittelgebirge (Sommer). Typische Stielspitzen belegen die Anwesenheit dieser Jägergruppen am Kartstein.
Vor 11.600 Jahren begann die auch heute noch anhaltende Warmzeit, das Holozän. Die Menschen lebten als Jäger, Sammler und Fischer in den Wäldern dieser Warmzeit. Im Neolithikum ab der Zeit vor 7.300 Jahren wurden die Menschen sesshaft und begannen Ackerbau und Viehzucht zu treiben. Wiederum belegen Pfeilspitzenfunde sowie nun auch die Reste von Tongefäßen die Anwesenheit von Menschen dieser Kulturstufe am Kartstein.
Aus der Eisenzeit ab 800 v. Chr. stammen vom Plateau des Kartsteins Reste eines Ofens zur Eisenverhüttung. Vermutlich geht auch die Abschnittsbefestigung auf dem Kartstein auf diese Zeit zurück. Wahrscheinlich nutzte man sie auch in der nachfolgenden römischen Zeit und während des Mittelalters. An Funden dieser Zeitstufen sind spätantike Münzen sowie römische und mittelalterliche Keramikreste zu nennen.
Während der 1920-er Jahre drohte die Zerstörung des Kartsteinfelsens durch seine Nutzung als Steinbruch; man brach hier Steinquader, aus denen Futtertröge gearbeitet wurden. Durch seine Unterschutzstellung 1932 blieb dieses einzigartige Natur- und Kulturdenkmal erhalten.