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Bodendenkmalpflege
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Tüllenkanne Pingsdorfer Machart, um 1200, Fundort Brauweiler (Foto: Alfred Schuler, LVR-ABR)

Archäologie
im Rheinland

Burg und befestigte Burgsiedlung Reifferscheid

Blick in die Geschichte

Reifferscheid wird erstmals im Jahr 1106 erwähnt, als Herzog Heinrich von Niederlothringen seinen dortigen Besitz zerstörte, um zu verhindern, dass dieser in die Hände von Heinrich V., dem Gegenspieler seines Lehnsherrn Kaiser Heinrich IV fiel. In einer Urkunde des Jahres 1130 ist Reifferscheid dann als castrum (Burg) überliefert. Damals bestätigte der Erzbischof von Köln die Erhebung der Kapelle in Reifferscheid zur Kirche. Das Adelsgeschlecht derer von Reifferscheidt erscheint seit 1195 als Inhaber der Herrschaft und blieb es bis zur Enteignung durch die französische Revolutionsarmee im Jahr 1794. Seit dem 16. Jahrhundert residierte die Familie, die kontinuierlich an Besitz und Bedeutung gewonnen hatte, jedoch nur noch selten von ihrem Stammsitz aus.

Die Anlage und ihre Entwicklung

Die äußere Befestigung des 14. und 15. Jahrhunderts schließt die Burgsiedlung mit Marktplatz und der Pfarrkirche St. Matthias (ehemals Hl. Kreuz) ein. Durch das Matthiastor mit seinen massiv gemauerten Flankentürmen gelangt man zum Vorburggelände, das der Hauptburg im Norden und Osten vorgelagert ist. Die Hauptburg geht in ihrem Kern auf die staufische Zeit des 12. Jahrhunderts zurück, mehrheitlich stammen die erhaltenen Reste aber aus dem 14. Jahrhundert. Diese gotische Burg besaß einen mächtigen Bergfried, Schildmauern nach Norden und Westen, einen befestigten Torbau im Süden und einen Palas mit schlanken Ecktürmen im Osten. Bis zum 16. Jahrhundert verstärkte man die Burg gegen den Beschuss mit Feuerwaffen durch neue Mauerschalen und den bastionsartigen Vorbau im Norden und Osten.

Die um 1725 entstandene Zeichnung zeigt die zu einem Schloss umgestaltete Anlage mit großzügigen Fenstern und barocken Dachhauben. Die äußere Ringmauer um die Burgsiedlung wurde nach Zerstörungen im 17. Jahrhundert nicht wieder instandgesetzt. Nach der französischen Enteignung wurde das Schloss im 19. Jahrhundert größtenteils zur Gewinnung von Baumaterial abgebrochen.
Der „Historische Rundweg“ rund um Reifferscheid verbindet die mittelalterliche Burgwüstung in der Flur „Altenberg“ bei Wollenberg mit der Reifferscheider Schlossruine und befestigten Burgsiedlung. Die kulturlandschaftlichen Relikte am Wegesrand geben einen Einblick in die Besiedlungsgeschichte und Landnutzung vergangener Zeiten.

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