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Tüllenkanne Pingsdorfer Machart, um 1200, Fundort Brauweiler (Foto: Alfred Schuler, LVR-ABR)

Archäologie
im Rheinland

Der Tiergartentunnel – Wasser für die Grafen von Blankenheim

Der 19 km lange Tiergartentunnel-Wanderweg erschließt dieses in Europa einmalige technikgeschichtliche Denkmal. Sieben Stationen geben Einblicke in die verschiedenen Abschnitte der aufwändigen Wasserleitung. Unterhalb der Burg führt der Wanderweg anschließend durch den malerischen Burgort mit seinen sehenswerten historischen Bauten. Weitere Stationen sind der abwechslungsreichen Landschaft und den archäologisch und historisch bedeutenden Punkten rund um Blankenheim gewidmet.

Da der Höhenunterschied zwischen der 1 km entfernten "Alten Quelle" und der Burg relativ gering war, musste für die Wasserleitung zur Burg Blankenheim eine möglichst kurze Trasse ausgebaut werden. Dies erforderte einen technisch komplexen Leitungsbau. Die aus hölzernen Wasserleitungsrohren, sogenannten Deicheln, gebaute Leitung nahm ihren Ausgang an der "Alten Quelle". Den anschließenden Leitungsabschnitt konzipierte der Baumeister nach dem Prinzip der kommunizierenden Röhren als so genannte Druckleitung durch ein 13 m tief eingeschnittenes Tal. Daran schloss ein rund 80 m langer Zulaufgraben an, der in den Tiergartentunnel mündete. Dieser führte auf einer Strecke von rund 150 m durch den Bergsporn, der Quelle und Burg voneinander trennt. Zulaufgraben und Tunnel hatten ein durchschnittliches Gefälle von 1,56 %.

Der Bau dieses Tunnels war in sechs Abschnitten – von den beiden Tunnelmundlöchern und fünf zwischen ihnen liegenden Bauschächten aus – durchgeführt worden (so genannte Qanatbauweise). Die Schächte IV und V mit Tiefen von 15 m und 7 m wurden nach der archäologischen Untersuchung wieder aufgemauert. Das südliche Tunnelmundloch wurde rekonstruiert und dient heute als Zugang zum Tunnel. Der Blankenheimer Tunnel ist mit seinen fünf Bauschächten ein äußerst seltenes Beispiel für mittelalterlichen Tunnelbau.
Im Anschluss an die Tunnelstrecke mündete die Wasserleitung in einem geräumigen Wasserbehälter mit einem Fassungsvermögen von 80 m3. Er stammt vermutlich aus der Barockzeit und diente als Wasserzwischenspeicher, um neben der Versorgung der Burg mit Trinkwasser auch den Betrieb einer Fontaine in der ehemaligen Gartenanlage der Burg zu ermöglichen. Zwischen diesem so genannten Wasserhäuschen und einem Wasserbehälter im Burghof verlief vermutlich eine ebenfalls aus Holzrohren bestehende Leitung.

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