Dorfwüstung Wollseifen (Foto: Conrad Franz)
Halbkreisförmig um Wollseifen liegen auf der Dreiborner Hochebene verschiedene Bunker, die 1939 zur Sicherung der NS-Kaderschule „Ordensburg Vogelsang“ angelegt wurden. Sie stehen im Zusammenhang mit den Baumaßnahmen am Westwall. Diese sich von Basel bis zum Niederrhein erstreckende Grenzsicherung wurde von den Nationalsozialisten als „Schutz- oder Friedenswall im Westen“ propagiert. Tatsächlich waren die Maßnahmen am Westwall jedoch wichtiger Bestandteil der Kriegsvorbereitungen des Deutschen Reichs.
1944/45 kam es im Zusammenhang mit den schweren Kämpfen im Hürtgenwald und der Ardennenoffensive auch zu Luftangriffen auf Wollseifen, die zahlreiche Tote und Verwundete forderten und die Räumung des Ortes zur Folge hatten. Nach Kriegsende begannen die zurückgekehrten Bewohner mit dem Wiederaufbau. Am 18. August 1946 erteilte die britische Militärverwaltung jedoch den Räumungsbefehl für das gesamte Dorf. Innerhalb von drei Wochen mussten die ca. 550 Einwohner erneut ihr Dorf verlassen, da hier ein Truppenübungsplatz entstehen sollte. 1950 wurde das Gelände dem belgischen Militär übergeben.
Erstmals urkundlich genannt wird Wollseifen im 12. Jahrhundert. Von den Bauten des einstigen Dorfes stehen noch die St. Rochus geweihte Kirche, die ehemalige Schule, ein Trafohäuschen sowie die 2007 sanierte Wegekapelle am Ortseingang. Bauernhöfe und andere Gebäude wurden bei Schießübungen und Bränden obertägig gänzlich zerstört. Die Struktur des Dorfes lässt sich jedoch noch an einzelnen Hausgrundrissen, Baumgruppen und der historischen Straßenführung mit der zentralen Dorfstraße ablesen. Die modernen Bauten auf dem Gelände des Dorfes wurden vom belgischen Militär zum Training des Häusernahkampfes errichtet.
Vor der Kirche in Wollseifen befindet sich heute ein tastbares dreidimensionales Modell, das die Bebauung im Jahr 1944 zeigt.