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Tüllenkanne Pingsdorfer Machart, um 1200, Fundort Brauweiler (Foto: Alfred Schuler, LVR-ABR)

Archäologie
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Kurz und Knapp – FAQs zum Niedergermanischen Limes

Was ist der Niedergermanische Limes?

Zum Zeitpunkt seiner größten Ausdehnung unter Kaiser Trajan (regierte 98–117 n. Chr.) erstreckte sich das Römische Reich vom heutigen Portugal im Westen bis nach Mesopotamien im Osten sowie von Schottland im Norden bis nach Nordafrika im Süden.
Am nordwestlichen Rande des Imperiums bildete der Rhein von der Nordseeküste bei Katwijk aan Zee (NL) bis zur Einmündung des Vinxtbachs bei Bad Hönningen-Rheinbrohl (DE) eine „nasse“ Außengrenze. Dieser ca. 400 km lange Grenzabschnitt wird Niedergermanischer Limes genannt.
Mit dem Begriff limes (pl. limites) umschrieben die Römer während der Kaiserzeit allgemein eine durch künstliche Einrichtungen, wie Türme, Kastelle, Mauern oder Wall-Graben-Anlagen überwachte Grenzzone. Flussgrenzen wurden dagegen als ripa (pl. ripae) – Lateinisch für „Ufer“ – bezeichnet. In der Spätantike wird die Bezeichnung limes für alle Grenzabschnitte geläufig. Für den Grenzabschnitt zwischen Nordsee und Bad Hönningen-Rheinbrohl ist der Name limes Germaniae inferioris in einer spätrömischen Schriftquelle bezeugt.

Welche Bedeutung besaß der Niedergermanische Limes für die Römer?

Als ein natürliches Annäherungshindernis entwickelte sich der Rhein unter Kaiser Tiberius (regierte 14–37 n. Chr.) zu einer überwachten Außengrenze zu den am rechten Ufer gelegenen Siedlungsgebieten einheimischer, germanischer Gruppen. Entlang seines Laufes waren an den Ufern Wachtürme und Militärlager aufgereiht, von denen aus Einheiten des niedergermanischen Heeres (exercitus Germaniae inferioris) und die Rheinflotte (classis Germanica) den Waren- und Personenverkehr sowie das rechtsrheinische Vorfeld kontrollierten. Lineare Befestigungen, wie an anderen Grenzabschnitten, waren nicht vorhanden. Am Niedergermanischen Limes war ein Großteil der römischen Streitkräfte massiert. Soldaten prägten hier als Träger römischer Kultur maßgeblich Umfeld und Alltag. Welche Bedeutung diesem Teil der Grenze in der Antike zukam, lässt sich nicht zuletzt daran ablesen, dass nachweislich kein Grenzabschnitt häufiger von den römischen Kaisern und ihren Angehörigen persönlich aufgesucht wurde.

Warum wurde der Niedergermanische Limes UNESCO-Welterbe?

Mit dem Niedergermanischen Limes etablierte sich unter Kaiser Augustus (regierte 27 v. Chr.–14 n. Chr.) im Römischen Reich erstmals eine lineare Grenzüberwachung. Er ist Zeugnis der maximalen Ausdehnung des Imperiums und Ausdruck des römischen Herrschaftsanspruches in der Region. Mit einer Nutzungsdauer von etwa 400 Jahren ist er von allen Grenzabschnitten im Westen des Imperiums zudem derjenige, der am längsten Bestand hatte.
An zahlreichen Orten haben sich hier Zeugnisse erhalten, die Auskunft über Aufbau und Funktion dieses Teils der Grenzen des Römischen Reiches geben, dessen Erscheinung maßgeblich durch den die Landschaft stetig verändernden Rhein geprägt war. Die entlang des Flusses vorherrschenden Bodenverhältnisse sind für die Erhaltung von organischen Materialien außergewöhnlich günstig. Organische Funde, zu denen u. a. Holzkonstruktionen oder Leder gehören, veranschaulichen das von mediterranen und einheimischen Einflüssen geprägte Alltagsleben. Wie kaum irgendwo sonst lässt sich am Niedergermanischen Limes die vielschichtige Entwicklung einer Außengrenze des Römischen Reiches und das Leben dort in seinen verschiedenen Facetten derart eindrücklich nachvollziehen.

Was ist das Projekt "Frontiers of the Roman Empire – Grenzen des Römischen Reiches"?

Im Rahmen des internationalen Projektes "Frontiers of the Roman Empire – Grenzen des Römischen Reiches" wird langfristig angestrebt, die Grenzen des Römischen Reiches, die es zum Zeitpunkt seiner größten Ausdehnung während des 2. Jahrhunderts n. Chr. erreichte, vollständig als Teile einer seriellen, transnationalen UNESCO-Welterbestätte anerkennen zu lassen. Die an einer Nominierung des auf ihrem Gebiet verlaufenden Teilstückes interessierten europäischen Staaten haben sich im Jahre 2003 zur sog. Bratislava-Group zusammengeschlossen. Diese entwickelt sowohl gemeinsame Standards und Strategien für zukünftige Nominierungsanträge als auch für die Verwaltung, den Schutz, die Erhaltung und die Präsentation der als UNESCO-Welterbe vorgeschlagenen Grenzabschnitte (siehe hier).
Mit dem Hadrian’s Wall (1987) im Norden Englands, dem Antonine Wall (2008) in Schottland und dem Obergermanisch-Raetischen Limes (ORL) in Deutschland (2005) sind bereits drei Grenzabschnitte als UNESCO-Welterbe anerkannt. Mit der Einreichung des Antrages für den Niedergermanischen Limes soll die bisher noch vorhandene „Lücke“ zwischen Hadrian’s Wall und ORL geschlossen werden. Derzeit in Vorbereitung befindet sich die Antragstellung für den westlichen Teil des Donaulimes, für die Bayern, Österreich, die Slowakei und Ungarn verantwortlich zeichnen. Weitere Abschnitte in Europa, dem Vorderen Orient und Nordafrika sollen folgen. Der auf dem Territorium von Tunesien verlaufende Grenzabschnitt ist seit 2012 bei der UNESCO auf der nationalen Vorschlagliste für mögliche Welterbestätten (sog. tentative list) eingetragen.

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