Eine Gruppe römischer Legionäre im Archäologischen Landschaftspark Nettersheim. Foto: Gemeinde Nettersheim
In der Eifelgemeinde Nettersheim - nur eine knappe Autostunde von Köln entfernt - zeigt sich römische Geschichte hautnah: Hier an der wichtigen Agrippasstraße, die von Trier in das römische Colonia (Köln) führte, lag einst der römische Ort MARCOMAGUS.
Seit 2009 konnte das Archäologische Institut der Universität zu Köln Reste dieser Siedlung auffinden. Manche wurden für die Öffentlichkeit sichtbar gemacht. Darunter befinden sich Wohn- sowie Befestigungsanlagen, Reste der ursprünglichen Straßenführung, aber auch die bereits über die Eifel hinaus bekannte "Görresburg", ein Matronenheilitgtum.
Im Rahmen des Projektes Erlebnisraum Römerstraße hat die Gemeinde Nettersheim einen Archäologischen Landschaftspark angelegt, der im Frühjahr 2014 eröffnet wurde (Eintritt frei). Die Fundstellen sind im Park sichtbar und zugänglich gemacht. Ein Erlebnis-Rundweg lädt Interessierte und Wanderer dazu ein, den römischen Alltag kennenzulernen.
Familien und Gruppen finden darüber hinaus eine Vielzahl speziell zugeschnittener Veranstaltungen und Aktionen, um selbst hautnah in das römische Leben eintauchen zu können.
Plan der archäologischen Befunde. Zeichnung: Salvatore Ortisi, Universität Köln
Häuser zu Seiten der Agrippastraße im 2./3. Jahrhundert. Digitale Rekonstruktion: A. Schmickler, Bad Neuenahr-Ahrweiler
Die Siedlung, die sich entlang der Römerstraße den Hang hinab in das Urfttal erstreckte, dürfte mit dem auf einer römischen Streckenkarte verzeicheten Marcomagus identisch sein. Spätestens ab Mitte des 1. Jahrhunderts standen die ersten Häuser an der Straße, die um 20/19 v. Chr. vom Statthalter des Augustus Marcus Vipsanius Agrippa erbaut worden war.
Unruhen in Folge des so genannten Bataver-Aufstandes der Jahre 69/70 brachten Zerstörungen in der noch jungen Siedlung mit sich. Die verkehrsgünstige und strategisch wichtige Lage am Flussübergang führte danach zu einer Blüte der Siedlung.
Dicht aneinandergereiht säumten langrechteckige Häuser die Straße. Hier wohnten und arbeiteten Händler und Handwerker. Das Zentrum des Ortes mit Platzanlage und Straßenstation lag unten im Tal der Urft.
Dort waren Beneficiarier stationiert, von denen einige als Stifter der Weihesteine am Matronenheiligtum von Marcomagus bekannt sind. Sie hatten die Aufgabe, die Straße zu überwachen und eventuell Zölle einzuziehen.
Eine Brandkatastrophe in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts traf die Siedlung schwer. Wohl im Zuge des Frankeneinfalls im Jahr 275 wurden alle bisher bekannten Bauten der Siedlung zerstört.
Die meisten Gebäude am Hang wurden nicht wieder aufgebaut. In den Ruinen betrieb man in spätrömischer Zeit Verhüttung von Eisenerz. Die überlebenden Bewohner von Marcomagus zogen sich in den zentralen Bereich der Siedlung in der Talaue zurück, wo Anfang des 4. Jahrhunderts ein kleines Kastell errichtet wurde.
Eine animierte digitale Rekonstruktion auf der Internetseite des archäologischen Landschaftsparks zeigt, wie der auf dem Hügel gelegene Matronentempel, der am Hang gelegene römische Vicus sowie das Kleinkastell an der Urft vom 2. bis in das 4. Jahrhundert vermutlich ausgesehen haben. Zugrunde gelegt wurde der Kenntnisstand von März 2014.