Die einzigartige Größenordnung der Ausgrabungsflächen und die Möglichkeit, unterschiedlichste Siedlungstypen aller Epochen der Menschheitsgeschichte zu untersuchen, macht das Rheinische Braunkohlenrevier zu einer der archäologisch am besten erforschten Regionen Europas. Die Basis der bodendenkmalpflegerischen Erkenntnis bildet eine intensive und möglichst lückenlose Prospektion der abgehenden Landschaftsflächen von jährlich etwa 360 Hektar Größe, die in Eigenregie der Außenstelle durchgeführt wird. Trotz der relativ guten Ausstattung können aus Gründen der Arbeitskapazität nur etwa 5 % der bekannten Fundplätze systematisch ausgegraben werden, wobei eine Konzentration auf die wissenschaftlich interessantesten Objekte erfolgen muss. Nur unter den besonderen Bedingungen des Braunkohlenreviers ist die Untersuchung überdurchschnittlich großer und zusammenhängender Flächen mit entsprechend hohem Erkenntniswert möglich. Dies führt allerdings auch zu einem enormen Leistungsdruck, speziell in den Monaten, die durch ihre Witterung für eine sorgfältige und systematische Bearbeitung der archäologischen Befunde wenig geeignet sind.
Die Erforschung der mittelalterlich-neuzeitlichen Dörfer steht im Fokus der Untersuchungen im Vorfeld des Tagebaus Garzweiler. Nachdem in den letzten Jahren die Zentren der Dörfer von Garzweiler und Otzenrath mit ihren Kirchen und frühesten Adelssitzen ausgegraben wurden, befasste man sich zuletzt mit dem Rittergut Pesch (Erkelenz-Pesch). Neben der Rekonstruktion der verschiedenen Bauphasen erfolgt nun die Erfassung des umfangreichen Fundgutes, das als Beispielinventar für die Sachkultur des rheinischen Niederadels im 15. und 16. Jahrhundert gelten kann. Entsprechend dem Fortschritt des Tagebaus stehen in den kommenden Jahren Ausgrabungen mehrerer römischer Siedlungen an. in Zukunft besonders auf die Historie des Ortes Borschemich mit seinem besonderen Gewicht auf die Karolingerzeit.
Im Tagebau Hambach liegt der Schwerpunkt auf der lückenlosen Untersuchung der römerzeitlichen Villen einschließlich des dazugehörigen Straßennetzes. Über Jahre hatte die Hauptverbindung der Provinzhauptstadt Köln mit dem Ärmelkanal bei Boulogne-sur-Mer, die sogenannte „Via Belgica“ im Zentrum des Interesses gestanden. Nachdem diese dem Tagebau gewichen ist konzentriert man sich momentan auf die Nebenstrassen, die die einzelnen Siedlungen verbanden. Aktuell bestimmt die Ausgrabung einer neolithischen Großsiedlung mit Gräberfeld und dem für diese Periode tiefsten Holzbrunnen Europas das Geschehen.
Ein besonderes Augenmerk im Tagebau Inden gilt der Hinterlassenschaft der ersten Menschen aus der Altsteinzeit (Paläolithikum) sowie den Siedlungen und Gräbern der Metallzeiten. Unter acht Meter starken Deckschichten wurde in Kooperation mit der Universität Bonn ein Camp aus der Zeit vor etwa 120.000 Jahren entdeckt. Durch systematisch angelegte Suchschnitte zwischen Inde und Rur gelang der Nachweis zahlreicher bronze- und eisenzeitlicher Dörfer und Hofanlagen, darunter einige zuvor unbekannte Siedlungstypen.
Überregional bedeutende Fundstellen und Funde aus dem Arbeitsgebiet der Außenstelle sind: