Ausgrabungen in der Römerstraße und an der Marie-Kahle-Gesamtschule brachten eine Thermenanlage und Kasernenbauten des Bonner Legionslagers zutage. Hierbei überraschte die gut erhaltene Bausubstanz ebenso wie das reichhaltige Fundmaterial bester Qualität. Besonders hervorzuheben ist eine große Menge fragmentierten Wandputzes, der belegt, dass Wandmalerei sogar in einfachen Kasernenbauten zur Standardausstattung gehörte. Die Fragmente ermöglichen Einblicke in die Architektur der Gebäude und die sich stetig ändernde Mode der Raum- und Wandgestaltung.
Alle Fragmente weisen den typischen Aufbau einer klassischen Wandmalerei auf. Dem Rauputz folgen ein- oder mehrschichtige Aufbauschichten und als Abschluss eine Kalkschlämme als Feinputzschicht, auf der schließlich die Farbfassung erfolgt. Es handelt sich um einen Kalkmörtel mit Quarzsanden, Kalksteinmehl und geringen Mengen an Ziegelsplitt- bzw. Ziegelmehl als Zuschlag. Negativabdrücke an den Putzrückseiten zeigen, dass sich die Wandputze sowohl am Fachwerk als auch am aufstrebenden Mauerwerk befanden. Sie stammen nicht nur vom Fachwerk selbst oder einer freihändigen Kammstrichrauung, sondern auch von Rollstempel- bzw. Modelrauungen, was besonders hervorzuheben ist. Die Wandputze sind mehrfach überarbeitet worden, was auf die sich ändernde „Dekor-Mode“ zurückzuführen ist. Besteht die erste Fassung noch aus mehrfarbig gestalteten und symmetrisch eingeteilten Flächenelementen mit Blumendekor und Blattornamentik, besitzt die letzte Ausgestaltung nur noch eine weiße Flächenfassung mit maximal einem farbigen Gliederungselement.
Die Putzfragmente sind als Fund des Monats im Juni 2015 im Foyer des LVR-LandesMuseums Bonn zu sehen.