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Tüllenkanne Pingsdorfer Machart, um 1200, Fundort Brauweiler (Foto: Alfred Schuler, LVR-ABR)

Archäologie
im Rheinland

Rekonstruktion eines Augustusköpfchens in 3D-Druck

Fund des Monats November 2016

Seit 1877 befindet sich im LVR-LandesMuseum Bonn das Hinterkopffragment eines iulisch-claudischen Herrschers. Der Fund aus Stolberg ist aus einem exklusiven ägyptischen Steinmaterial gefertigt, dass an Bronze erinnert.

Mit dem Übergang von der römischen Republik zum Prinzipat unter Augustus ging eine starke Personalisierung der politischen Propaganda einher. Der Kaiserkult entstand. Visuelle Kommunikation über Gesichter und Inszenierung von Personen ist seitdem ein zentrales Mittel politischer PR. Darum ist es ein wichtiges Anliegen von Museen, diese Bildwelten zu hinterfragen.

Im Gegensatz zu den idealisierten und alterslosen offiziellen Augustus-Porträts wurde mit dem Landeskriminalamt NRW ein Phantombild des Menschen hinter der Fassade des Herrschers entwickelt. Dieser Versuch, der Geschichte „ein Gesicht“ zu geben und sie so als menschlich und damit gestaltbar zu zeigen, führte auch zum Rekonstruktionsversuch des Stolberger Hinterkopfes.

Je nachdem, welchen Porträttyp man für die Gesichtsergänzung annimmt, verbinden sich damit verschiedene politische Aussagen. Ein Bildnis in republikanischer Tradition betont den „Arbeiter für den Staat“, der sich als bloßer Erneuerer der Republik darstellt (restitutio rei publicae).

Der spätere und am meisten verbreitete Porträttyp „Prima Porta“ zeigt dagegen einen entrückten souveränen Herrscher. Aus dem „Princeps“, dem Ersten, ist ein vergöttlichter Kaiser geworden.

Mit Hilfe moderner Scan- und 3D-Drucktechnik im Forschungszentrum Jülich (ZEA-1) können zwei Ergänzungsvarianten als Rekonstruktionshypothesen des Stolberger Fundes vor Augen geführt werden. Zur Anpassung an das Stolberger Bruchstück wurde eine Bronzebüste aus dem Louvre für die „Gesichtsprothese“ leicht verkleinert. Das kleine Glasköpfchen des Augustus in Prima-Porta-Form aus dem Römisch-Germanischen Museum Köln wurde zur Ergänzung des Hinterkopf-Fragmentes in anderer Form dagegen vergrößert.

Original: LVR-LandesMuseum Bonn,
Rekonstruktion & Foto: Museum Zitadelle Jülich,
Scan & 3D-Druck: Forschungszentrum Jülich, ZEA-1


Die Rekonstruktion des Augustusköpfchens kann im Monat November 2016 im Foyer des LVR-LandesMuseums Bonn besichtigt werden.

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