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Tüllenkanne Pingsdorfer Machart, um 1200, Fundort Brauweiler (Foto: Alfred Schuler, LVR-ABR)

Archäologie
im Rheinland

Einband eines Messbuches mit Darstellung der Heiligen Dreifaltigkeit

Fund des Monats Dezember 2016

Pattern (Aldenhoven), Kreis Düren, Tagebau Inden

19. Jahrhundert

Ein unerwarteter Fund kam bei archäologischen Untersuchungen im Vorfeld des Braunkohletagebaus in Aldenhoven-Pattern ans Licht: Ein Messbuch, dessen reich verzierter Einband als Fund des Monats Dezember präsentiert wird.

Das Buch lag in der Planierschicht einer Wegetrasse und war wohl mit dem Abbruchmaterial der kurz nach der Mitte des 19. Jahrhunderts niedergelegten gotischen Pfarrkirche von Pattern an den Fundort gelangt.

Der 35 cm × 24 cm große Ledereinband ist aufwendig mit Goldprägung sowie Eck- und Randbeschlägen aus Buntmetall dekoriert. Das zentrale Motiv zeigt die Heilige Dreifaltigkeit: Christus, Gottvater und den Heiligen Geist, umgeben von einer Mandorla, einem mandelförmigen Zierrahmen. Noch gut zu erkennen ist die Darstellung des Christus (links), der in faltenreichem Gewand und Hüftmantel auf einer Thronbank sitzt und die rechte Hand segnend erhebt. Sein gekröntes Haupt wird von einem Nimbus (Heiligenschein) umstrahlt, während das lange Haar in Locken herabfällt. Christus sitzt zur Rechten seines Vaters und hält mit diesem zusammen ein aufgeschlagenes Buch. Gottvater ist ebenfalls thronend und reich gekleidet wiedergegeben. Leider sind Oberkörper und Kopf stark durch den Riss im Leder beeinträchtigt, doch sind oberhalb der Beschädigung Reste einer Krone und eines Strahlenkranzes zu sehen. Zwischen den beiden Figuren schwebt über dem Buch der Heilige Geist in Form einer Taube. Die stark zerstörte Darstellung ist anhand eines Flügel- und Schnabelrestes sowie durch den umgebenden Nimbus zu erschließen. Unterhalb der Figurengruppe versinnbildlichen Flügelschwingen, die sich in und um zwei Ringe gliedern, die Seraphim, von Gott erschaffene, sechsflügelige Engelswesen.

Die Zwickel zwischen Mandorla und einem Rahmen mit floralem Dekor zieren runde Embleme mit den Symbolfiguren der vier Evangelisten: Stier (Lukas), Löwe (Marcus), Engel (Matthäus) und Adler (Johannes). Oberhalb und unterhalb des zentralen Bildmotivs nennen zwei Schriftbänder den Lobgesang `sanctus sanctus sanctus dominus deus sabaoth´, der Teil des Eucharistischen Hochgebetes und somit wesentlich in der kirchlichen Liturgie.

Obwohl der Buchdeckel auf die Formensprache und Motivik der Gotik zurückgreift, sprechen die angewandten Techniken, wie die Goldprägung, und einzelne Details, wie Spruchbänder und florale Elemente, für eine Entstehung wohl im frühen 19. Jahrhundert.

Das Messbuch war somit nicht lange in Nutzung, da der gotische Kirchenbau in den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts weichen musste, um der 1861 errichteten neuen Pfarrkirche St. Matthäus Platz zu machen. Mittlerweile sind sowohl die neue Pfarrkirche als auch der Ort Pattern dem Braunkohletagebau zum Opfer gefallen.

Der Ledereinband ist als Fund des Monats im Dezember 2016 im Foyer des LVR-LandesMuseums Bonn zu sehen.

Foto: Jürgen Vogel, LVR-LMB

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