Das Finderglück war den Archäologen des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege bei einer Ausgrabung in einem Gewerbegebiet in Rheinbach (Rhein-Sieg-Kreis) hold. Neben den erwarteten Resten der römischen Eifelwasserleitung waren es vor allem die unscheinbaren Reste von Tongefäßen, Steingeräten und Knochenbruchstücke, die das Archäologenherz höherschlagen ließen.
Diese Fundstücke können nämlich auf 2.700 v. Chr., also in die späte Jungsteinzeit, datiert werden. Da man nur wenig über diesen Zeitabschnitt weiß, sprechen die Fachleute auch von den „Dark Ages“ der rheinischen Jungsteinzeit. Keramikgefäße wie aus Rheinbach werden im Rheinland zwar hin und wieder entdeckt, doch ist eine genaue zeitliche Einordnung zumeist kaum möglich. So war es ein Glücksfall, dass die Keramik des Rheinbacher Fundplatzes zusammen mit Geweih- und Knochenresten gefunden wurde, die sich mittels der Radiokarbonmethode exakt datieren lassen. Die Analysen der Knochen zeigte zudem, dass zu dieser Zeit Rind und Schwein als Haustiere gehalten wurden, zusätzlich aber auch Wildtiere wie Hirsch, Reh und Auerochse gejagt und verzehrt wurden.
Ein besonderes Fundstück stellt der vollständig erhaltene Schleifstein dar, der sich in einer Abfallgrube fand. Dieser diente – ausweislich der auf drei Seiten vorhandenen Gebrauchsspuren – höchstwahrscheinlich der Zurichtung von Beilklingen aus Feuerstein, die für das spätere Neolithikum charakteristisch sind. In Rheinbach selbst fehlten die Beilklingen, sie kommen im Rheinland insgesamt aber hundertfach als Oberflächenfunde vor. Eines der bedeutendsten Beilproduktionszentren mit überregionaler Verbreitung in dieser Zeit war der Lousberg in Aachen. Möglicherweise wurden Beilhalbfabrikate von dort auf dem in Rheinbach gefundenen Schleifstein in ihre endgültige Form gebracht und in der Siedlung genutzt.
Der Schleifstein wird im April 2018 im Foyer des LVR-LandesMuseums als Fund des Monats präsentiert.
(Foto: Jürgen Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn)