Fossile Ginkgo-Blätter aus den tertiären Schichten des Rheinischen Braunkohlenreviers gehören zu den ganz großen Seltenheiten. Nur fünf Beispiele sind in den vergangenen 30 Jahren im Tagebau Hambach bekannt geworden. Umso überraschender war der Fund von 50 Blättern und zahlreichen Belegstücken, die dort 2017 bei einer paläobotanischen Exkursion entdeckt wurden.
Offensichtlich wuchs vor etwa sechs Millionen Jahren nahe dem Fundort eine Ginkgo-Baum-Population (Ginkgo adiantoides), die hier ihre Blätter verloren hat. Die Funde sind so gut erhalten, dass selbst die oberste, wachsähnliche Blattschicht, die sog. Kutikula, überliefert ist.
Noch viel ältere Ginkgo-Blätter sind aus Frankreich bekannt und stammen aus dem unteren Perm: Sie sind ca. 300–270 Millionen Jahre alt. Bis zum Ende der Kreidezeit – vor ca. 66 Millionen Jahren – gab es noch mehrere Arten, die sich allerdings beständig reduzierten. Heute hat nur eine einzige Art (Ginkgo biloba) überlebt, die an wenigen Reliktstandorten rund 2000 km südwestlich von Peking im Landesinneren Chinas beheimatet ist. Das dortige Klima ist subtropisch feucht mit einer Jahresmitteltemperatur von 15–19°C und 1000–1500 mm jährlicher Niederschlagsmenge. Das entspricht in etwa auch den wissenschaftlichen Klimaangaben für das Miozän (23–5,3 Millionen Jahre) der Niederrheinischen Bucht. Vom Ende dieses erdgeschichtlichen Abschnitts stammt der hier gezeigte Ginkgo, der damals also beste klimatische Voraussetzungen vorfand. Vergleichsdaten für den Raum Köln liegen heute bei ca. 10°C Jahresmitteltemperatur und ca. 700 mm Jahresniederschlag, sind also deutlich kühler und trockener. Dennoch finden sich auch in unseren Breiten Ginkgo-Bäume.
Sie gelangten im 18. Jahrhundert aus Asien nach Europa und wurden zunächst in Botanischen Gärten aufgezogen. Johann Wolfgang von Goethe verfasste 1815 sogar ein Gedicht über einen Ginkgo, den er in Weimar hatte pflanzen lassen. Heute erfreuen sich Ginkgo-Bäume aufgrund ihrer Resistenz gegen Schädlinge und Abgase besonderer Beliebtheit als Park- und Straßenbäume. Sie sind „lebende Fossilen“, die über viele Jahrmillionen ihre Gestalt kaum verändert haben und zahlreiche altertümliche Merkmale besitzen.
Das Gingko-Blatt aus der Sammlung H.-J. Krath, Kerpen, wird im Monat Mai 2018 im LVR-LandesMuseum Bonn als Fund des Montas ausgestellt.
Foto: Jürgen Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn