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Tüllenkanne Pingsdorfer Machart, um 1200, Fundort Brauweiler (Foto: Alfred Schuler, LVR-ABR)

Archäologie
im Rheinland

Zwei Siegel von Papst Bonifatius VIII

Fund des Monats Dezember 2018

Innerhalb von zwei Jahren fanden lizensierte Sondengänger auf Ackergelände bei Mönchengladbach-Rheindahlen zwei sog. Papstbullen – interessanterweise beide von Papst Bonifatius VIII. (1294–1303). Sie dienten zur Beglaubigung von päpstlichen Urkunden.

Beide Siegel sind aus Blei, Reste der Siegelschnüre sind vergangen. Auf der jeweiligen Vorderseite steht in drei Zeilen der Name des amtierenden Papstes mit gekürztem Titel und Ordnungszahl. Das gut erhaltene Siegel zeigt die Inschrift BONI/FATIVS/PP VIII noch vollständig, bei der zweiten Bulle, die nur noch „… NI /…IUS / VIII…“ erkennen lässt, ist dieselbe Inschrift zu erschließen. Auf der jeweiligen Rückseite sind die Köpfe der Apostel Paulus und Petrus mit umgebender Gloriole (Heiligenschein) dargestellt. Über den Köpfen ist die übliche Inschrift erschließbar: „S(anctus) PA(ulus)/S(anctus)PE(trus)“.

Papstbullen sind seltene Funde, umso interessanter ist es, dass nun zwei desselben Papstes aus dem Umfeld von Rheindahlen stammen. Bonifatius VIII. ist ein historisch besonders interessanter Papst, da er die bekannte Bulle Unam Sanctam erließ. Diese war unmittelbar gegen den französischen König gerichtet und betonte den unbedingten Vorrang der geistlichen vor der weltlichen Macht: Denn es gebe laut Lukas 22,38 zwei Schwerter, von denen das geistliche von der Kirche, das weltliche für die Kirche gebraucht werde. Mit der Zwei-Schwerter-Theorie begründete das Papsttum seinen Anspruch auf unbegrenzte Gewalt über alle Kronen und Völker in der Welt. Politisch setzten sich die Ansprüche des Papsttums jedoch nie durch.

Wie die beiden Siegel auf den Acker geraten sind, ist eine interessante Frage, da sie eigentlich nicht in andere Hände gelangen sollten. Neuere Untersuchungen erwägen, dass den päpstlichen Siegeln im ländlichen Raum möglicherweise eine Schutzfunktion oder auch Fruchtbarkeitssymbolik für eine gute Ernte zukam und sie vielleicht von Klerikern gestiftet wurden.

Die Papstbullen werden im Monat Dezember 2018 im Foyer des LVR-LandesMuseums Bonn ausgestellt.

(Foto: Jürgen Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn)

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