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Tüllenkanne Pingsdorfer Machart, um 1200, Fundort Brauweiler (Foto: Alfred Schuler, LVR-ABR)

Archäologie
im Rheinland

Schlussstein eines spätgotischen Chorgewölbes

Fund des Monats August 2019

2018 musste die neoromanische Basilika St. Lambertus in Erkelenz-Immerath dem Braunkohlentagebau Garzweiler weichen. Die Ausgrabungen nach ihrer Niederlegung lieferten nicht nur neue Erkenntnisse zu Gestalt und Entwicklung dieser Kirche, sondern auch zu weiteren Vorgängerbauten: Der neoromanische Bau war 1888 anstelle der kleineren dreischiffigen Dorfkirche mit Westturm und Kapellenanbauten errichtet worden. Diese war wiederum aus einer schlichten hochmittelalterlichen Saalkirche hervorgegangen. Ein markanter Entwicklungsschritt in der Baugeschichte fällt in das frühe 16. Jahrhundert, als man den schlichten romanischen Rechteckchor durch einen größeren, mehreckigen Chorabschluss (Polygonalchor) im Stil der Spätgotik ersetzte.

Aus diesem Chor stammt der hier gezeigte Schlussstein. Er war das zentrale Konstruktionselement, auf den alle sechs Gewölberippen zuliefen; gleichsam war er Blickfang der damals neuen Chordecke. Als Motiv zeigt dessen Bildfläche einen von Maßwerk gerahmten Wappenschild (sog. Tartsche), wie er bevorzugt bei zeitgenössischen ritterlichen Turnieren Verwendung fand. Eventuell einst aufgemalte Wappendetails haben sich leider nicht erhalten, sodass man nicht weiß, wessen Wappen dort zu sehen war. Noch erkennbar ist jedoch die mehrfach erneuerte Farbgebung der einstigen Gewölbedecke. Wie häufig bei zeit- und stilähnlichen Kirchen fand der Farbton Himmelblau bevorzugt Verwendung, eine für die Deckengestaltung über dem Allerheiligsten – dem Hauptaltar – naheliegende Wahl.

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