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Tüllenkanne Pingsdorfer Machart, um 1200, Fundort Brauweiler (Foto: Alfred Schuler, LVR-ABR)

Archäologie
im Rheinland

Seltene Glasgefäße aus einem römischen Brandgrab

Fund des Monats September 2019

Am Rande eines ehemaligen römischen Gutshofes bei Zülpich wurden zwei große römische Brandgräber des 2. Jahrhunderts und eine spätrömische Sarkophagbestattung entdeckt und geborgen. Neben den bereits als Fund des Monats Februar 2019 gezeigten Beigaben aus dem Sarkophag war eines der beiden Brandgräber ebenfalls reich ausgestattet und mit teils sehr seltenen Beigaben versehen.
Bei diesem Grab handelt es sich um ein sogenanntes bustum, bei dem der Scheiterhaufen direkt oberhalb oder innerhalb einer offenen Grube angelegt und abgebrannt wurde. Die Überreste, also Leichenbrand und Beigabenreste, darunter Teile von Möbeln, Speisebeigaben, Elemente weiblicher Tracht und zerschmolzene Fläschchen für Duftstoffe, gelangten direkt in die darunterliegende Grube, deren Ränder sich durch die Hitze rötlich verfärbten und zum Teil verziegelten.
Das Grab enthielt aber auch unverbrannte Beigaben: So gaben die Angehörigen der Toten zwei Bronzemünzen als Charonspfennig für die Überfahrt ins Jenseits mit. Das umfangreiche Geschirr für den am offenen Grab abgehaltenen Leichenschmaus hatte man zerschlagen und an eine Seite der Grabgrube geworfen.
Die am besten erhaltenen Beigaben und Besitztümer der Bestatteten waren sorgfältig in einer eigens dafür in der Grubenwand angelegten Nische niedergelegt worden. Neben Öllampe, Krug und Teller aus Keramik befanden sich hier auch eine kleine Pyxis (Dose) aus Knochen und ein Bernsteinring mit einem plastisch herausgeschnitzten Fuchs. Herausragend sind die sehr gut erhaltenen Glasgefäße: eine Vierkantflasche, ein halbkugeliger Glasbecher, ein konisches Glasschälchen und ein eiförmiger Becher mit blauer Glasfadenauflage. Beispiele für die letzten beiden Formen finden sich bisher überwiegend im südlichen Frankreich in nur wenigen Exemplaren. Eine absolute Rarität ist auch eine sehr dünnwandige Schale in einer Form, die als „Fazzoletti“ bezeichnet wird und von der aus römischer Zeit weltweit bisher weniger als zehn Exemplare bekannt geworden sind. Das konische Schälchen hielt mit zwei im Inneren verborgenen, fast neuwertig erhaltenen Silberfibeln außerdem noch eine kleine Überraschung bereit.

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