Nach den schweren Frühjahrsstürmen 2018 meldete der ehrenamtliche Mitarbeiter des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland, Heinz Wolter, den Fund von Keramikscherben aus dem Wurzelteller einer umgestürzten Fichte. Der Baum stand im Randbereich einer ausgedehnten Bergwerkshalde bei Königswinter-Bennerscheid.
Spuren von Bergbauaktivitäten sind hier bereits im 1. Jahrhundert v. Chr. und zu Beginn der römischen Epoche belegt. Man suchte das Montanrevier wiederholt auf, bis man um 1870 den Bergbau dort endgültig aufgab. Neben dem intensiven Abbau von Silber-, Blei- und Zinkerzen wurde dort auch Gangquarz (Bergkristall) abgebaut und wohl auch verarbeitet. Davon zeugt ein Cabochon, ein geschliffener Schmuckstein, aus der hochmittelalterlichen Abbauphase.
Dieser kam bei einer Nachuntersuchung der LVR-Bodendenkmalpflege als überraschender Fund in einer Grube des 12. Jahrhunderts ans Tageslicht. Der 2,7 cm lange und 1,7 cm breite sorgfältig geschliffene Cabochon weist einen ausgeprägten Grat auf, der sich über den gesamten Rücken erstreckt. Einen solchen Fund hatte man nicht unbedingt in einem abgelegenen Bergwerksareal erwartet.
Gleichartige, wenn auch etwas kleinere Cabochons fanden sich vor wenigen Jahren beim U-Bahn-Bau unweit des Kölner Doms. Die Kölner Stücke wurden in einer Bergkristalle verarbeitenden Werkstatt der Zeit um 1200 zusammen mit Schleifsteinen, Werkzeugen und zahlreichen Kristallsplittern angetroffen.
Ob solche Stücke im „Nebenerwerb“ auch in dem Bergwerksareal von Bennerscheid gearbeitet wurden, ist zu vermuten, aber erst durch weitere Forschungen zu beantworten. Vielleicht geben die geplanten Untersuchungen im Rahmen einer Lehrgrabung des Instituts für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie der Universität Bonn darüber Auskunft.
Der Cabochon und viele weitere Funde sind vom 5. Februar bis zum 18. März 2019 in einer Sonderschau im LVR-LandesMuseum Bonn zu sehen.