LVR-Amt für
Bodendenkmalpflege
im Rheinland
Logo Landschaftsverband Rheinland - zur Startseite
Tüllenkanne Pingsdorfer Machart, um 1200, Fundort Brauweiler (Foto: Alfred Schuler, LVR-ABR)

Archäologie
im Rheinland

Verbrannt, angeschmolzen, gehortet

Fund des Monats Februar 2020

Das Lanzenspitzendepot von Voerde-Spellen ist aufgrund der großen Anzahl von 132 teils vollständigen bronzenen Lanzenspitzen und einer Zierscheibe eine kleine Sensation. Mit rund 5,5 kg Materialgewicht wurde damals ein unschätzbares Vermögen vergraben. Neun der Lanzenspitzen tragen an ihren Tüllen Verzierungen der Spätbronzezeit. Überraschend ist, dass eine fehlgegossene bronzene Tülle nachträglich mit einem Eisenblech ergänzt wurde. Dies spricht für eine Niederlegung des Hortes am Übergang von der späten Bronze- zur frühen Eisenzeit (ca. 920 – 720 v. Chr.). Der durchweg angeschmolzene, aber überwiegend ungenutzte Erhaltungszustand lässt ein Schadfeuer vermuten, bei dem die Werkstatt eines Schmieds abbrannte – das kostbare Metall barg man natürlich.

Wer den Fund schließlich deponierte, bleibt unklar, ebenso warum er nicht wieder geborgen wurde. Die verkehrstechnisch günstige Lage zwischen Rhein und Lippemündung deutet auf einen handelsgeschichtlichen Hintergrund und einen Verwahrfund hin. Doch auch ein Opferfund und damit ein ritueller Hintergrund sind nicht auszuschließen, da aus der Umgebung in Wesel-Flüren zwei weitere Depots stammen.

Es ist ein Glücksfall, dass das Lanzenspitzendepot der Allgemeinheit und Forschung zur Verfügung steht, denn es wurde als Fund eines anonymen Sondengängers gemeldet und wäre beinahe unentdeckt in Privatbesitz verschwunden. Der Fundort konnte durch Überprüfung der gemeldeten Fundstelle durch die Außenstelle Xanten des Fachamtes bestätigt werden, der Befund ist jedoch unwiderruflich zerstört.

Die Lanzenspitzen und die Zierscheibe werden bis zum 29. März 2020 als Fund des Monats im LVR-LandesMuseum Bonn gezeigt.

nach oben