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Tüllenkanne Pingsdorfer Machart, um 1200, Fundort Brauweiler (Foto: Alfred Schuler, LVR-ABR)

Archäologie
im Rheinland

Relikt des Kalten Kriegs – Ein vergrabenes Agentenfunkgerät

Fund des Monats August 2020

Bei einer Grabung in Elsdorf-Heppendorf (Rhein-Erft-Kreis) kam es zu einem überraschenden und unerwarteten Fund: In der Nähe zu einer römischen Fundstelle entdeckten die Archäologinnen und Archäologen ein modernes Funkgerät, das offenbar im Boden vergraben worden war.

Das Funkgerät ist in einem tadellosen Zustand, denn es war teilweise noch in Folie verpackt und befand sich in einem luftdicht verschlossenen Behälter aus Aluminium. Aus diesem Grund war auch die Beschriftung des Gerätes noch gut zu erkennen, was eine eindeutige Identifizierung ermöglichte. Es handelt sich hierbei um eine Version, wie sie von Agenten zu Spionagetätigkeiten während des Kalten Krieges benutzt wurde. Eine Markierung lässt sogar auf das genaue Jahr der Herstellung schließen: 1987. Laut dem Bundesamt für den Militärischen Abschirmdienst ist das Funkgerät sehr wahrscheinlich mit dem sowjet-russischen Geheimdienst GRU oder der Nationalen Volksarmee und dem Ministerium für Staatssicherheit der DDR in Verbindung zu bringen. Dafür sprechen auch die englischen Beschriftungen auf dem Gerät, während auf der Verpackungsfolie kyrillische Schrift zu lesen ist.

Das versteckte Agentenfunkgerät dürfte aufgrund seines fabrikneuen Zustands ein Ersatzgerät gewesen sein. Sollte das eigentliche Gerät nicht mehr funktionieren, hätten der Agent oder ein von ihm beauftragter Funker dieses Gerät nutzen können. Die Nähe des Fundorts zu dem NATO-Fliegerhorst Nörvenich legt nahe, dass der Besitzer des Funkgerätes im Falle von Truppenbewegungen oder eines atomaren Erstschlags die Warschauer Pakt-Staaten hätte warnen sollen. Mit einer Reichweite von 1.200 km war das Funkgerät dazu zweifellos in der Lage.