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Bodendenkmalpflege
im Rheinland
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Tüllenkanne Pingsdorfer Machart, um 1200, Fundort Brauweiler (Foto: Alfred Schuler, LVR-ABR)

Archäologie
im Rheinland

Musizierender Gott

Fund des Monats Juni 2020

Aus einem Brunnen der römischen Zivilsiedlung (vicus) von Bonn stammen mehrere Altäre und Skulpturenfunde, darunter die qualitätvolle Statue des Gottes Apoll. Bis auf den fehlenden Kopf und Fehlstellen an den Unterschenkeln ist er vollständig erhalten. Sein Oberkörper ist nackt, seinen Unterkörper hüllt ein langer Mantel ein, nur das linke Bein ist entblößt. Der Gott der Künste thront auf einem Stuhl mit hoher Rückenlehne. Zu seiner Linken steht ein Dreifuß und darauf sein Instrument, eine Kithara. Sie galt in der Antike als vornehmes Musikinstrument, da man zu ihren Tönen auch Dichtungen sprechend oder singend vortragen konnte. In seiner rechten Hand hält er ein – teilweise weggebrochenes – Plektrum, um damit die Saiten anzuschlagen.

Im Rheinland wird in der Regel Jupiter als oberster Gott thronend dargestellt. Davon zeugen die zahlreichen Skulpturenfunde von Jupitersäulen, von denen einige hinsichtlich der Körperhaltung wie auch des Gewandes dem Bonner Apoll entsprechen. Die tief ausgeschnittenen Falten und die Bearbeitung datieren die Figur in das 2. Jahrhundert n. Chr.

Neben dem Apoll wurde noch eine unvollständig erhaltene weibliche Figur mit übereinandergeschlagenen Beinen geborgen sowie Reste einer dritten Statuette auf einem Steinsockel. Von dieser blieb nur der linke Fuß und die Ausbruchstelle des rechten Fußes erhalten. Die Deutung der beiden Skulpturenreste bleibt offen.

Die Figuren und die drei Altäre, zwei davon mit Inschriftenresten, gehörten wohl zum Inventar eines oder mehrerer römischer Häuser im vicus. Möglicherweise wurden sie im Zusammenhang mit Unruhen in der 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts n. Chr. unterschiedlich stark zerstört und in den Brunnen geworfen.

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