LVR-Amt für
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Tüllenkanne Pingsdorfer Machart, um 1200, Fundort Brauweiler (Foto: Alfred Schuler, LVR-ABR)

Archäologie
im Rheinland

Fund des Monats November 2020

Zwangsarbeit für den Flugzeugbau

In den Ofenkaulen, einem Tuffsteinbergwerk im Siebengebirge bei Königswinter, war 1944–45 ein Rüstungsbetrieb untergebracht worden. Die Firma „Aero-Stahl“ sollte hier – vor Luftangriffen geschützt – Einspritzpumpen für Flugzeugmotoren produzieren. In der Fertigung waren neben deutschen Facharbeitern auch mehrere hundert ausländische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter eingesetzt, die in einem oberhalb der Stollen gelegenen Barackenlager untergebracht waren.

Im Herbst 2019 wurden zwei Gebäudestandorte archäologisch untersucht. Von Baracke 1 waren noch obertägige Baureste erkennbar. Abweichend vom damals üblichen Holzbau war das Gebäude in Skelettbauweise aus Betonpfosten errichtet. Außenwände hatte man aus Betonplatten, Zwischenwänden aber aus Betonschwemm- und Ziegelsteinen gemauert. Die zwischen 22 m² und 28 m² großen Wohnräume waren in der Regel mit zehn bis zwölf Personen belegt und wurden über eiserne Kanonenöfen beheizt.

Die Betonfertigteile der baugleichen Baracke 2 waren 1946 vollständig ausgebrochen und weiterverkauft worden, um sie als Notunterkünfte an anderer Stelle wiederzuverwenden.

Aus dem Umfeld der Baracken wurden Glas- und Porzellangeschirr sowie Metallobjekte geborgen, die vom Lageralltag zeugen. Zum spärlichen Besitz der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter gehören Besteckteile, teils mit Namen oder Nummer, aber auch andere Gegenstände, wie eine Milchkaffeeschale, Zahnbürsten und eine „Belodont“-Zahnpastatube aus Frankreich. Kaffeegeschirr, Einmachgläser und Bierhumpen stammen hingegen aus der Betriebskantine oder sind Zeugnisse der Nachnutzung des Lagers durch die ausgebombte Bevölkerung aus dem nahen Königswinter.