LVR-Amt für
Bodendenkmalpflege
im Rheinland
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Tüllenkanne Pingsdorfer Machart, um 1200, Fundort Brauweiler (Foto: Alfred Schuler, LVR-ABR)

Archäologie
im Rheinland

Fund des Monats Oktober 2020

Keltische Münzen aus einer Wallanlage

Begehungen durch Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland erbrachten für eine markant über dem Tal der Sieg liegende Wallanlage bei Windeck-Leuscheid überraschende Ergebnisse. Entgegen der Annahme, dass diese Befestigungsanlage im frühen Mittelalter errichtet worden sei, erzählen die Funde eine völlig andere Geschichte: Neben wenigen überwiegend neuzeitlichen Objekten wurden fast ausschließlich späteisenzeitliche Funde entdeckt, die in die Jahrzehnte um 100 v. Chr. gehören.

Bemerkenswert ist vor allem das Münzspektrum: Unter den bisher 19 keltischen Münzen befinden sich nicht weniger als zehn (!) so genannte Sequaner-Potins, die größte Menge außerhalb ihres eigentlichen Verbreitungsgebiets, das in der Nordschweiz zwischen der Oberen Rhone und dem Rheinknie bei Basel liegt. Nördlich des Oberrheingebiets gibt es bisher nur vereinzelte Funde – ein Exemplar wurde etwa in Bonn entdeckt.

Die zweite, sehr einheitliche Gruppe an Münzen umfasst acht Prägungen, die den Treverern im Moselraum zugeschrieben werden. Allesamt sogenannte Quinare vom Typ Scheers 54, darunter stempelfrische, d. h. sie sind nicht oder kaum im Geldumlauf gewesen. Rechts des Rheins sind diese Silbermünzen – mit Ausnahme des Mainmündungsgebiets – kaum belegt.

Auch eine zeitgenössische Fälschung – ähnlich den sogenannten Dreiwirbelstateren – fand sich. Das Stück besteht aus einem Bronzekern, der mit einer dünnen Goldhaut überzogen wurde, Falschgeld war in keltischer Zeit nichts Ungewöhnliches.

Die ungewöhnliche Zusammensetzung der Münzfunde lässt sich am besten mit der nur kurzzeitigen Nutzung der Wallanlage erklären. Während dieser Zeit muss es direkte Kontakte in das Voralpenland und das Moselgebiet gegeben haben.