LVR-Amt für
Bodendenkmalpflege
im Rheinland
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Tüllenkanne Pingsdorfer Machart, um 1200, Fundort Brauweiler (Foto: Alfred Schuler, LVR-ABR)

Archäologie
im Rheinland

Spannende Ausgrabungen im rheinischen Braunkohlenrevier

Tag der Archäologie zum 25. Mal mit Fahrten zu einer Ausgrabung und einem buntem Programm

Pressemitteilung - Titz, 29. Mai 2018

Am Samstag, 2. Juni 2018, findet zum 25. Mal der Tag der Archäologie in der Außenstelle Titz des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland statt. Auch im Jubiläumsjahr gehören Busexkursionen zu einer Grabung im Tagebaugelände zum Programm. In der Außenstelle Titz informieren Fachleute über Grabungen, stellen Forschungsergebnisse vor und präsentieren zahlreiche Funde. Im Gelände locken viele Vorführungen und Mitmachaktionen. Künftig findet die Veranstaltung im zweijährigen Rhythmus statt; der nächste Tag der Archäologie ist also im Jahr 2020.

Mitveranstalter ist die Stiftung zur Förderung der Archäologie im rheinischen Braunkohlenrevier. Prof. Dr. Jürgen Kunow, Leiter des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland: „Der Tag der Archäologie ist der sichtbare Ausdruck für das umfassende Wirken der Archäologiestiftung und für die Anstrengungen unserer speziell für das Braunkohlenrevier eingerichteten Außenstelle in Titz. Hier geben wir der Bevölkerung die Gelegenheit, an der Archäologie in dieser besonderen Region anschaulich teilzuhaben.“

Fahrt zu einer laufenden Ausgrabung

Die diesjährigen über den ganzen Tag verteilten Busfahrten führen zu einer durch die Stiftung finanzierten Ausgrabung im Tagebau Garzweiler. Prof. Dr. Silviane Scharl und ihr Team von der Universität Köln werden Befunde der Ausgrabung einer Siedlung aus der Zeit der ersten Bauern im Rheinland (rund 7000 Jahre vor heute) präsentieren. Dabei werden die freigelegten Standspuren von Holzpfosten eines jungsteinzeitlichen Hauses mit modernen Baumscheiben gekennzeichnet, damit Grundriss und Dimensionen gut erkennbar sind. Neben ersten Befunden eines weiteren Hauses werden Gruben gezeigt, die für Zwecke der Vorratshaltung aber auch zur Lehmgewinnung und später als Abfallorte gedient haben. Für die Besucher entsteht so ein erstes Bild, wie unsere Vorfahren an diesem Ort gelebt haben. Die Fachleute führen geophysikalische Prospektionsmethoden vor, mit denen – lange vor der Grabung – die Siedlung überhaupt entdeckt wurde.

Vom Grabungsgelände können die Besucher im sicheren Abstand zur Abbaukante einen Blick in den Tagebau werfen. An einem Info-Stand von RWE wird es Erläuterungen zum Tagebau geben.

Die kostenlosen Busfahrten zur Ausgrabung finden zwischen 10 und 16 Uhr statt. Die Plätze für die Fahrten sind begrenzt. Speziell bei schlechter Wetterlage kann sich der Zugang als beschwerlich erweisen. Wettergerechte Kleidung und feste Schuhe sind erforderlich. Bei trockenem Wetter können unangenehme Staubwinde auftreten. Wichtiger Hinweis: Die Grabungen befinden sich im eingezäunten Betriebsgelände, eine eigenständige Anfahrt kann aus Sicherheitsgründen nicht gestattet werden.

Neueste archäologische Funde

Auf dem Gelände der Außenstelle in Titz-Höllen werden in einer Ausstellung neue archäologische Funde aus dem Rheinischen Braunkohlenrevier vorgestellt.

Die wichtigsten und schönsten Stücke in der Präsentation sind die Funde aus der mittlerweile abgeschlossenen Ausgrabung bei Inden-Vilvenich. Es handelt sich dabei um ein Gräberfeld mit 22 Bestattungen aus der Endphase der römischen Kultur (2. Hälfte 4. Jahrhundert n. Chr. bis 1. Hälfte 5. Jahrhundert n. Chr.). Dass im ländlichen Raum ein Gräberfeld komplett freigelegt werden konnte, ist eine Seltenheit. Es erstreckte sich über 80 Meter von Nordost nach Südwest, wobei sich die meisten Grabgruben ebenfalls an dieser Ausrichtung orientierten. Die Verstorbenen lagen teils in über zwei Meter Tiefe in einem Sarg. In manchen Fällen haben sich neben wenigen Teilen von Kleidungsstücken auch noch mit Eisennägeln beschlagene Schuhe erhalten. Dr. Udo Geilenbrügge, Leiter der Außenstelle Titz, hofft darauf, auch die zu den Gräbern gehörige Siedlung zu entdecken.

Ein Grab aus Vilvenich verdient besondere Aufmerksamkeit. Seine opulenten Beigaben in Form zahlreicher Keramik- und Glasgefäße (Plakatmotiv) sollten im Jenseits für üppige Tafelfreuden dienen. Gefunden wurden in diesem Grab auch Bronzeschmuck und eine Glasperlenkette. Die Beigaben lagen geschützt in drei seitlich in den Grabschacht ausgehöhlten Nischen. Die kunstvoll hergestellten Beigaben in den Nischen waren für antike Grabräuber vermutlich schwieriger zu finden oder weniger interessant. Ein Glücksfall für den heutigen Betrachter.

Präsentiert werden erneut Urnen und Beigaben aus dem großen früheisenzeitlichen Gräberfeld von Inden mit über 650 Bestattungen aus dem 8. bis 6. Jh. v. Chr. Es ist in dieser Geschlossenheit das größte früheisenzeitliche Gräberfeld im Rheinland.

Aus Grabungen im Vorfeld des Braunkohlentagebaus Garzweiler werden erstmals Bauteile von der letzten (neogotischen) und der vorletzten (gotischen bis barocken) Kirche von Erkelenz-Immerath, dem sogenannten Immerather Dom, gezeigt. Die Kirche war im Januar 2018 unter großem Medieninteresse abgerissen worden. Gezeigt werden Fußbodenplatten von Villeroy & Boch von 1891/92, Säulenteile mit Resten der originalen historistischen Farbfassung, der Grundstein von 1888, ein Türsturz aus dem 17. Jh. und weitere Stücke, dazu einige schriftliche Infotafeln und Fotos.

LVR-Mitarbeiter haben anhand des archäologischen Befundes das neuzeitliche Torhaus von Haus Palant aus Erkelenz-Borschemich in einem maßstabsgerechten Modell nachgebaut.

Aus dem Gebiet des Tagebaus Hambach werden erste Ergebnisse der Ausgrabung der befestigten keltischen Großsiedlung von Kerpen-Manheim (1. Jh. v. Chr.) anhand eines Teilmodells erläutert. Unter den Funden ragt ein bronzenes Armringfragment besonders heraus. Ausgrabungen römerzeitlicher Villen in Kerpen-Manheim und Merzenich-Morschenich bringen Erkenntnisse zur römischen Landnutzung am Beispiel des Getreideanbaus (Mühlsteine) und der Verwendung des Getreides für Bier.

Handwerk und Bauernleben im eisenzeitlichen Bauernhof

Die im Rheinland einzigartige eisenzeitliche Hofanlage – Rekonstruktion anhand eines Befundes – im Freigelände der Außenstelle Titz wird durch vielfältige Vorführungen belebt. Hier demonstrieren zahlreiche Handwerker und Akteure ihr Können. So kann man das Leben auf einem Bauernhof dieser Zeit nachempfinden. Von der Wolle zum Tuch: Textilherstellung mit Handspindel und Gewichtswebstuhl. Wie konnte man in der damaligen Zeit Speisen zubereiten? Mehlherstellung mit keltischen Mahlsteinen. Funktionsweise eines Lehmkuppelofens.

Vorstellung von Forschungsprojekten der Archäologiestiftung:

Aktuelle Promotions- und Masterarbeiten mit Themen von der ältesten Steinzeit bis zur frühen Neuzeit.

Den Restauratorinnen des LVR-LandesMuseums Bonn kann man über die Schulter schauen, wie sie frühmittelalterliche Gräber aus dem Tagebau Inden freipräparieren. Stipendiatinnen der Universitäten Bonn, Köln und München geben Erläuterungen ihrer Forschungsprojekte.

Aktivitäten für Kinder:

Kinder dürfen ausgraben, Funde bestimmen und sich handwerklich betätigen: töpfern, Getreide zu Mehl mahlen wie bei den Kelten (Replik einer Handdrehmühle) und kleine Stoffsäckchen herstellen, um das Mehl nach Hause zu tragen und sich mit Höhlenmalerei und Schieferritzungen in einer frühen Form der Kunst üben.

Weitere Aktionen und Vorführungen:

-Erläuterungen zu römischer Glasproduktion. Ein besonderer Höhepunkt ist die Live-Vorführung ab 16 Uhr an einem Nachbau eines römischen Glasofens!

Kulinarische Genüsse aus der Römerzeit: Rindfleisch mit Porree und Birnen und Zwiebeln und Fenchel („Bubula cum porris et piris et caepis et feniculis“) sowie moderne Speisen und Getränke

- Paläontologische Funde aus den Braunkohlentagebauen

- Verkauf von archäologischen Fachbüchern und Repliken sowie Lesungen

- Vorführung archäologischer Filmdokumentationen

- Arbeiten in der historischen Schmiede

- Lokaler Imker, Korbflechter und Ziegenkäsestand

- Infostand des LVR-Kulturhauses Synagoge Rödingen

- LVR-Kulturmobil mit Gewinnspiel

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25. Tag der Archäologie, Samstag, 2. Juni 2018, 10–18 Uhr

Veranstaltungsort:
LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland,
Außenstelle Titz
Ehrenstraße 14-16
52445 Titz-Höllen

Weitere Informationen, auch mit Anfahrthinweisen:
www.archaeologie-stiftung.de
www.bodendenkmalpflege.lvr.de

Anfahrthinweise Außenstelle Titz

Pressekontakt:
Uwe Steinkrüger
LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland
Telefon 0228 9834-126
E-Mail uwe.steinkrueger@lvr.de

Pressefotos auf Anfrage

Fotos auf dieser Seite: Jürgen Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn

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