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Bodendenkmalpflege
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Tüllenkanne Pingsdorfer Machart, um 1200, Fundort Brauweiler (Foto: Alfred Schuler, LVR-ABR)

Archäologie
im Rheinland

Einladung zur Tour der Entdecker

Die 12. Archäologietour Nordeifel steht im Zeichen des Europäischen Kulturerbejahres / Erstmals Kopfhörer für die Gäste der Busexkursion

Pressemitteilung – 25. September 2018

Ganz im Zeichen des Europäischen Kulturerbejahres 2018 steht die diesjährige Archäologietour Nordeifel, zu der der Landschaftsverband Rheinland (LVR), die beteiligten Städte und Gemeinden im Kreis Euskirchen und die Nordeifel Tourismus GmbH am Sonntag, 7. Oktober, einladen. Von 10 bis 18 Uhr bieten Fachleute kostenlose Führungen an fünf archäologischen Sehenswürdigkeiten und einer Fundstelle für Fossilien an.

Fachleute aus Archäologie, Geschichtswissenschaft und verschiedenen Naturwissenschaften geben den Besuchern an sechs Stationen Einblicke in das Leben unserer Vorfahren, lassen sie hinter die Kulissen der archäologischen und paläontologischen Arbeit schauen, führen Sie zu Überresten des Bergbaus und vielem mehr. Bei schönem Wetter besuchen erfahrungsgemäß über 2.000 Gäste die sechs Sehenswürdigkeiten der Tour. Prof. Dr. Jürgen Kunow, Leiter des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland: „Das Angebot richtet sich sowohl an Menschen, die in der Nordeifel leben wie auch an Tagestouristen, die hauptsächlich aus den großen Städten anreisen. Das ist Heimatkunde, die Spaß macht und zum Wiederkommen in diese schöne Landschaft animiert.“

Die Gäste können individuell anreisen, es besteht aber auch die Möglichkeit der Teilnahme an einer ganztägigen Busexkursion. Das Ticket für 19,50 Euro kann online bei der Nordeifel Tourismus GmbH gebucht werden. Es sind nur noch wenige Plätze frei. Start und Ziel sind am Bahnhof Mechernich. Wie in den Vorjahren wird für Gehörlose ein Bus von einem Dolmetscher für die Deutsche Gebärdensprache begleitet.

In diesem Jahr gibt es bei den Busexkursionen eine Neuerung: Erstmals kommen bei der diesjährigen Rundfahrt die Gäste in den fünf Bussen in den Genuss einer kabellosen Tonübertragung. Die Ausführungen der Reiseleiter in den Bussen und der Fachleute an den Denkmälern werden per Funk zu den Kopfhörern der Gäste übertragen. Iris Poth, Geschäftsführerin der Nordeifel Tourismus GmbH: „Diese Qualitätsverbesserung kommt nicht nur schwerhörigen Personen zugute. Wir wollen damit auch erreichen, dass alle Gäste, auch in lauterer Umgebung oder wenn sich die Gruppe beim Gang durch das Gelände auseinanderzieht, den Ausführungen folgen können. Die Teilnahmegebühren für die Busexkursion wurden hierfür nicht angehoben.“

Die Archäologietour Nordeifel 2018 präsentiert neben bekannten Denkmälern auch einige verborgene Objekte. Allen gemeinsam ist, dass sie in einem europäischen Kontext stehen – sei es durch die konfliktreiche Geschichte, ihre internationale Bedeutung oder durch Handel und Austausch.

Reges Leben in der römischen Siedlung marcomagus

Spannende neue Erkenntnisse ergaben erneut Ausgrabungen und naturwissenschaftliche Forschungen in der römischen Ansiedlung („vicus“) in Nettersheim. Hier verlief die acht bis zwölf Meter breite römische Fernstraße von Trier nach Köln mit einem Abzweig nach Bonn. Vorträge von Wissenschaftlern lassen die Geschichte dieses Ortes mit dem vermuteten Namen marcomagus wieder lebendig werden. Durch Grabungen ist nachgewiesen, dass die Staatsstraße vom Hügel mit dem Matronenheiligtum bis hinunter zur Urft über 500 Meter lang beidseitig von Häusern eingefasst war. Handwerker und Kaufleute boten hier ihre Waren und Dienstleistungen an. Kürzlich erst wurde eine Schmiede ausgegraben. Nachgewiesen wurde außerdem eine Brandkatastrophe, die wohl den gesamten vicus erfasst hatte. Eine wichtige archäologische Entdeckung war die Freilegung der untersten, etwa 2.000 Jahre alten Schicht der Straße. Ihr 80 Zentimeter starker Damm war wegen der starken Bodennässe mit Eichenholz verschalt, das noch recht gut erhalten ist. Zahlreiche Wissenschaftler erläutern ihre neuesten Erkenntnisse zu der Ansiedlung und erklären dabei auch ihre Methoden.

Relikte der schweren Arbeit im Bleierzbergbau

In römischer Zeit werden auch die Anfänge des Bleierzbergbaus in Kall vermutet. Darauf weisen jedenfalls Münzfunde in alten Schächten hin, von denen in alten Berichten zu lesen ist. Auch gibt es in der Umgebung römische Bestattungen und Siedlungsreste. Im Osten und Norden des Ortsteils Keldenich erstreckt sich das ehemalige Bergbaugebiet Tanzberg als Teil der Erzlagerstätte „Mechernicher Bleiberg“. Zahlreiche Abraumhalden und verschüttete Schachtöffnungen, die sogenannten Pingen, zeugen von der schweren Arbeit, die hier das Leben prägte. Der LVR konnte den Heimatforscher und früheren Gemeindedirektor Hubert Büth gewinnen, dem Publikum die teils dramatische Geschichte des Tanzbergs zu erzählen. Auf den bleihaltigen Abraumhalden haben sich besondere, schwermetall-liebende Pflanzen angesiedelt. Daher ist der Tanzberg Naturschutzgebiet; die Wege dürfen nicht verlassen werden.

Ein Meisterwerk der Ingenieurskunst

Ein Bodendenkmal von europäischem Rang ist die 550 Jahre alte Fernwasserleitung, die die Burg Blankenheim mit fließendem frischen Wasser versorgte. Sie ist mit einer Druckleitung durch ein Tal und der Weiterführung in dem 150 Meter langen Tunnel unter dem gräflichen Wildgehege („Tiergarten“) ein Meisterwerk der Ingenieurskunst im ausgehenden Mittelalter. Die insgesamt 800 Meter lange Leitung war mit Holzrohren angelegt. Die Stücke waren so gut miteinander verbunden, dass mittels des Drucks ein 13 Meter tiefes Tal durchquert werden konnte. Für die Präsentation an der Quellfassung konnte neben anderen Fachleuten auch der frühere LVR-Archäologe Professor Dr. Klaus Grewe gewonnen werden, der die Untersuchungen ab 1997 maßgeblich leitete – bekannt auch als Erforscher der römischen Wasserleitung von der Eifel nach Köln.

Ein unscheinbares Zeugnis der Geschichte

Völlig unscheinbar liegt nahe der Dokumentationsstätte Vogelsang IP der Walberhof. Er zählt zu den ältesten Höfen im Schleidener Stadtgebiet und war Mittelpunkt des Landes Überruhr. Eine Urkunde von Kaiser Friedrich I. Barbarossa aus dem Jahr 1162 bestätigt die Übertragung des Walberhofs an das Kloster Steinfeld.

Mit dem Bau der „NS-Ordensburg Vogelsang“ Mitte der 1930er Jahre erwarb die „Deutsche Arbeitsfront“ den Hof für den Bau eines Schulflugplatzes. Militärisch genutzt wurde dieser bei dem deutschen Überfall auf die westlichen Nachbarländer im Mai 1940. Hier starteten zahlreiche Kampfflugzeuge. Nachdem sich das Kampfgeschehen entfernt hatte, änderte sich die Zweckbestimmung des Flugplatzes: Nun landeten hier Transportmaschinen, um Verletzte zu dem in Vogelsang eingerichteten Lazarett zu bringen. Im Spätsommer 1944, mit dem Näherrücken der Front, gab es wieder Flugbetrieb. Ursprünglich als Sturzkampfbomber konstruierte Junkers-Maschinen griffen als „Nachtschlachtflieger“ Truppenansammlungen der Alliierten an. In der Endphase des Krieges wurde der Flugplatz durch amerikanische Einheiten genutzt, nach dem Krieg zunächst durch britische (1946–1951) und belgische Streitkräfte (1950–2005). Der Autor F.A. Heinen und mehrere Wissenschaftler berichten.

Kunst am „Westwall“ beim Hollerather Knie

Am Hollerather Knie, unmittelbar an der Grenze zu Belgien, finden sich Panzersperren von 1938/39 und gesprengte Bunker, die zum „Westwall“, einer vom NS-Regime zwischen 1938 und 1940 angelegten 630 Kilometer langen Verteidigungslinie, gehören. Im Wald zeugen Reste von Feldunterständen und ein Panzergraben außerdem von den Kriegsereignissen der so genannten Ardennenoffensive im Winter 1944/45, die hier ihren Ausgang nahm. Vielerorts in Deutschland stehen die Reste des Westwalls unter Denkmalschutz, weil sie ein wichtiges Zeugnis der europäischen Geschichte sind und an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs erinnern.

Seit Ende 2016 trägt eine Reihe von etwas abseits im Wald liegenden Panzersperren die neun Artikel aus dem Werk „Zum ewigen Frieden“ des Philosophen Immanuel Kant. Der Kölner Künstler Dr. Ralf Peters hat die Aufschrift angebracht, ohne die erforderliche denkmalrechtliche Erlaubnis einzuholen. Sein ungesetzlich entstandenes Werk an einem eingetragenen Denkmal bietet Stoff für Diskussionen: Hätte Immanuel Kant, der mit seinen eindringlich formulierten ethischen Vorstellungen Weltruhm erlangte, eine solche Aktion gebilligt?

Fossilien der Buirer Ley bei Nettersheim-Buir

Die Bergkuppe Buirer Ley ist Teil der Blankenheimer Kalkmulde. Ihr Kalkstein entstand vor rund 385 Millionen Jahren in der mitteldevonischen Givet-Stufe. Am Boden eines flachen, tropisch-warmen Meeres bildeten sich ausgedehnte Riffe. Zu ihren wichtigsten „Erbauern“ zählten Stromatoporen und koloniebildende Korallen. Der kleine Steinbruch an der Buirer Ley ist ein Beispiel für eine ortsnahe Gewinnung von Bausteinen. Aus Richtung Buir führt ein kleiner Hohlweg dorthin.

Auf der Ley können die Besucher die sehr schön herausgewitterten Strukturen eines Korallen-/ Stromatoporenriffs untersuchen. Korallen kamen als Einzelindividuen oder in Kolonien vor. Viele Gesteinsbruchstücke weisen eine feine Bänderung auf. Dabei handelt es sich um Stromatoporen, eine längst ausgestorbene Gruppe von Kalkschwämmen. Zweiklappige, bohnenförmige Gehäuse können den Leperditien (Muschelkrebsen) zugeordnet werden. Ein Schwerpunkt der diesjährigen Fossilien-Station liegt auf dem abwechslungsreichen Begleitprogramm für Groß und Klein: So können unter dem Binokular Kleinstfossilien betrachtet und ausgelesen werden. Ein Fossiliensuchspiel, Fossilienschleifen und „Sandmalerei“ in kleinen Glasfläschchen sind insbesondere auf Kinder abgestimmte Programmpunkte.

Mitmach-Angebote und Kinderprogramme an allen Stationen

An fast allen Stationen gibt es ein zur Sehenswürdigkeit passendes Mitmach-Angebot für Kinder und einen Imbiss durch örtliche Vereine. Die Stationen ohne feste WC-Anlage werden mit mobilen Toiletten ausgestattet.

Auch in diesem Jahr bietet der ADFC wieder eine Radtour zu einigen Zielen der Archäologietour an. Die Fahrt über 90 Kilometer mit einer Reihe von Steigungen ist sportlich sehr anspruchsvoll. Start und Ziel sind in Rheinbach, die Teilnahmegebühr beträgt 4,- €. Anmeldung bei albertpluemer@web.de oder Telefon: 0 22 26 / 1 45 90.

Die Archäologietour Nordeifel erhält eine finanzielle Unterstützung durch das Denkmalförderprogramm des Landes Nordrhein-Westfalen.

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12. Archäologietour Nordeifel – 7. Oktober 2018

Weitere Informationen, auch mit Anfahrthinweisen:
www.archaeologietour-nordeifel.lvr.de

Buchung Busexkursion:
www.nordeifel-tourismus.de
Telefon 02441 994570
Telefax 02441 99 457-29

Pressekontakt:
Uwe Steinkrüger
LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland
Telefon 0228 9834-126
E-Mail uwe.steinkrueger@lvr.de

Nicole Habrich
Nordeifel Tourismus GmbH
Bahnhofstr. 13 ∙ 53925 Kall
Tel. 02441 99457-16
habrich@nordeifel-tourismus.de

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