Freilegen und Zeichnen von Ofenresten und Fundschichten durch Studenten der Universität Bonn. Foto: J. Berthold, LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland.
Grabungsleiter Dr. Torsten Rünger erklärt die Grabungsbefunde: 2000 Jahre alte Grubenfüllungen mit zahlreichen Schlacken der Erzverarbeitung. Foto: J. Berthold, LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland.
Königswinter-Bennerscheid, 21. August 2019: Die Ausgrabungen der Universität Bonn und der LVR-Bodendenkmalpflege im August 2019 gehen Spuren alter Bergbauaktivitäten bei Bennerscheid nach. Von der späten Eisenzeit (1. Jahrhundert v. Chr.) bis in die frühe Neuzeit hinein wurden hier wiederholt Erze abgebaut und verhüttet. Die Hinterlassenschaften des Bergbaureviers im Grenzgebiet von Königswinter und Hennef rücken seit geraumer Zeit in den Fokus der Archäologie.
Erste aufgesammelte Funde und Geländemerkmale, die eine Bergbautradition belegten, waren durch das Engagement ehrenamtlicher Sammler bereits lange bekannt. Auf Grundlage erster Grabungen entwickelte sich 2018 ein Kooperationsprojekt der Vor- und frühgeschichtlichen Archäologie der Universität Bonn mit dem LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, das in diesem Jahr mit der Untersuchung neuer Flächen fortgeführt wird. Auf Basis aller bisherigen Ergebnisse soll eine Projektförderung für die kommenden Jahre beantragt werden.
Schon kurz vor Christi Geburt begann hier der Bleiabbau, der auch in frührömischer Zeit und im Hochmittelalter nachweisbar ist. Zusätzlich wurden Eisenerze und Silber gewonnen. Funde, wie Bleibarren und Bruchstücke von Bronze belegen schon für die frühen Abbauperioden die Verarbeitung von Metallen vor Ort; ein geschliffener hochmittelalterlicher Bergkristall könnte auf den Abbau und die Verarbeitung von Schmucksteinen hinweisen.
Die neuen Untersuchungsflächen erbrachten Nachweise von Ofenanlagen und größere Mengen von Schlacken, die nach einer Analyse Aussagen über die genauen Verarbeitungsschritte liefern können. Funde von eisenzeitlicher und römischer Keramik geben erste Hinweise auf die Datierung dieses Werkplatzes vermutlich aus den Jahrhunderten um Christi Geburt.
Die Ausgrabungen finden in einer Zone statt, in der in den letzten Jahrhunderten keine umfangreichen Bergbauaktivitäten stattfanden. So ergibt sich die Möglichkeit, eine weitgehend ungestörte ältere Bergbauregion zu untersuchen. Die frühe Nutzung von Rohstoffen verbunden mit landschaftsprägenden Eingriffen und Auswirkungen auf die Umwelt sind ein Forschungsfeld von überregionalem und aktuellem Interesse.
Kooperationspartner:
Prof. Dr. Jan Bemmann und Dr. Torsten Rünger
Institutsabteilung Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Dr. Jens Berthold
LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland
Außenstelle Overath
Fotos und Pressemitteilung stehen nach dem Pressetermin unter lvr.de\Pressemitteilungen zur Verfügung.
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Birgit Ströter
Landschaftsverband Rheinland
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