Am 1. Januar 2019 übernahm Dr. Erich Claßen die Leitung des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland und damit auch die Stelle des Landesarchäologen. Er folgt Prof. Dr. Jürgen Kunow, der zum Jahresende 2018 in Ruhestand ging.
Der aus der Nordeifel stammende 45-jährige Archäologe ist seit 2005 im Bereich der amtlichen Bodendenkmalpflege tätig: Nach Anstellungen in Sachsen-Anhalt und Bayern kehrte er 2013 in seine rheinische Heimat zurück, um die Leitung der Außenstelle Overath des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege zu übernehmen. Erich Claßen ist Fachmann für das Neolithikum und forscht über Landschaftsarchäologie und Sozialgeschichte der steinzeitlichen Perioden Mitteleuropas.
Während seines Studiums der Ur- und Frühgeschichte, Klassischen und Provinzialrömischen Archäologie sowie Geologie/Paläontologie in Köln nahm er an Forschungsprojekten in Frankreich, Portugal, Ägypten und Namibia teil. Sein größtes Interesse galt jedoch immer der heimischen Archäologie und so befasste er sich in seiner 2006 abgeschlossenen Doktorarbeit mit einer Siedlungsgruppe der ersten Bauern Mitteleuropas bei Königshoven, Tagebau Garzweiler. Für diese wurde er mit gleich zwei Preisen ausgezeichnet: 2007 mit dem Archäologiepreis der Stiftung zur Förderung der Archäologie im rheinischen Braunkohlenrevier und 2012 mit dem Preis der Offermann-Hergarten-Stiftung.
Nach seinem 2-jährigen Volontariat bei der Landesarchäologie in Sachsen-Anhalt trat Erich Claßen 2007 in den Dienst des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege ein. Er war Dienststellenleiter für die Bodendenkmalpflege in Ingolstadt und gleichzeitig stellvertretender Referatsleiter sowie Referent für Vorgeschichte für den Regierungsbezirk Oberbayern. Im Lauf der 3-jährigen Tätigkeit betreute er rund 200 Projekte. 2010 wechselte er an die Archäologische Staatssammlung München, wo er zuletzt als Referatsleiter für Vorgeschichte sowie EDV-Beauftragter tätig war.
2013 übernahm Erich Claßen schließlich die Leitung der Außenstelle Overath des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege. In den vergangenen fünf Jahren verantwortete er dort zahlreiche Ausgrabungen, initiierte aber auch verschiedene archäologische Forschungsprojekte in der Region und setzte sie zum Teil mit um. Als Außenstellenleiter betrieb er aktive Öffentlichkeitsarbeit: Er informierte u. a. durch Vorträge, Tage der offenen Tür sowie die Archäologietour Bergisches Land über archäologische Ergebnisse und machte so die Bodendenkmäler und Funde aus seinem Arbeitsbereich bekannt. Ein Anliegen ist ihm die Ausbildung und Förderung des archäologischen Nachwuchses. So war er im Amt für die Wiederaufnahme der Ausbildungstätigkeit im Bereich der Grabungstechnik verantwortlich, aber auch dem wissenschaftlichen Nachwuchs möchte er sich in den kommenden Jahren weiter widmen.
Ein langfristiges Ziel ist es für Erich Claßen, die rheinischen Bodendenkmäler noch stärker in das Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken. Viele rheinische Kommunen empfinden dieses gesetzlich geschützte kulturelle Erbe als Hemmnis und übersehen dabei oft das Potenzial als imagebildende Standortfaktoren. In diesem Sinne will der neue Landesarchäologe mit dafür sorgen, dass die rheinische Bodendenkmalpflege ihr Wissen und ihre Anliegen offensiv zum gemeinsamen Nutzen nach außen trägt, als zuverlässiger Dienstleister agiert, der Kommunen, Planern, Bauherren, Grabungsfirmen sowie Bürgerinnen und Bürgern helfend zur Seite steht.
