Im Rahmen der Initiative „Roman Networks in the West" führt das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland in Kooperation mit der Universität des Saarlandes und der Universität zu Köln eine digitale Ringvorlesung durch. Ziel ist es, den wissenschaftlichen Austausch zu fördern und Einblicke in neue Forschungen zu vermitteln.
Der Themenschwerpunkt der Vorträge liegt auf spätlatènezeitlicher und frühkaiserzeitlicher Archäologie im römischen Westen. Spezialisten verschiedener Disziplinen präsentieren online ihre aktuellen Ergebnisse stellen sich selbstverständlich auch den Rückfragen des Publikums.
Verwandte Links:
Tagung in Kommern 2016
Tagung in Krefeld 2018
Publikation
Der nächste Vortrag in dieser Reihe findet am 17.06.2024 um 18:15 Uhr statt:
Referent: Romain Andenmatten M.A.
Thema: Neuigkeiten zum Eintritt der Poeniner Alpen in das Imperium Romanum - Interdisziplinäre Forschungen rund um die (sogenannte) Hannibal-Mauer
Bei Interesse schicken Sie bitte eine Email an roman-networks@lvr.de, Sie werden dann in einen Verteiler aufgenommen, über den Sie die Einwahldaten zu diesem und den weiteren Vorträgen erhalten. Wenn Sie sich bereits für einen anderen Vortag dieser Reihe angemeldet hatten, brauchen Sie sich nicht erneut zu melden.
Nähere Informationen zu diesem und älteren Vorträgen finden Sie folgend:
Zwischen dem Wallis und dem Aostatal konnten inzwischen rund zwei Dutzend Fundplätze ausgemacht werden, bei denen es sich zumeist um römische Militärstellungen handelt, die zwischen 35 und 25 v. Chr. im Rahmen der von Rom gegen die Salasser im Aostatal geführten Operationen besetzt wurden. Zwar bleiben die Einzelheiten unseres Verständnisses dieser Ereignisse noch im Ungewissen, doch haben es die Neufunde ermöglicht, mehrere ältere Funde neu zu bewerten und die Ereignisse, die zur Eingliederung des Wallis in das Imperium Romanum führten, neu zu interpretieren. Die Präsentation wird die Ergebnisse einer interdisziplinären Arbeitsgruppe bestehend aus 15 Personen unterschiedlicher Fachdisziplinen vorstellen und dabei auf die Besonderheiten der Forschung im Hochgebirge sowie die Beziehung zwischen Ereignisarchäologie und Geschichte eingehen.
Die Forschungsarbeiten sind durch die Unterstützung der Association RAMHA (Recherches Archéologiques du mur (dit) d'Hannibal, www.ramha.ch) ermöglicht und in Partnerschaft mit dem kantonalen Amt für Archäologie des Kantons Wallis, der Superintendentur für Kulturgüter und kulturelle Aktivitäten des Aostatals und der Universität Lausanne durchgeführt.
Über Romain Andenmatten: Er studierte prähistorische und gallorömische Archäologie an den Universitäten Lausanne, Genf und Neuenburg. Mehrere Jahre arbeitete er für private Unternehmen für präventive Archäologie in der Schweiz an Projekten römischer und mittelalterlicher Zeitstellung. Heute ist er als Archäologe für die römische Epoche, die Gletscherarchäologie und die Betreuung von Forschungsprojekten in den Bergen für das kantonale Amt für Archäologie des Kantons Wallis zuständig. Seit 2006 führt er Forschungen an der sogenannten Hannibalmauer und ähnlichen Positionen oberhalb von 2300 m ü. NHN durch.
Eine neue entdeckte ländliche römische Fundstelle knapp 20 km im Hinterland des Rheins, etwa 25 km von Nimwegen wie auch Xanten entfernt. Nichts Besonderes, mag man meinen. Aber das Fundgut, aktuell 48 Münzen und 45 Fibeln, mit Schwerpunkt in augusteischer Zeit (besonders bei den Münzen), wirft doch zahlreiche Fragen auf, zumal der Fundort und die Funde nicht so recht in bekannte Muster hineinzupassen scheinen. Was also war hier los vor 2000 Jahren, so weit weg vom Rhein, von einer Straßenanbindung, von allem? Diesen und noch anderen Fragen geht der Autor – der die Funde alle selbst als lizensierter Sondengänger gemacht hat - in seiner Bachelorarbeit nach und versucht den Fundplatz zu deuten, soweit die Oberflächenfunde dies ermöglichen.
Über Karl-Heinz Schultze: Er absolvierte zunächst ein dreijähriges duales Studium in der Allgemeinen Landesverwaltung NRW in Düsseldorf, bevor er das Studium der Rechtswissenschaften in Bonn aufnahm. Nach dem ersten Juristischen Staatsexamen 1998 und einem zweijährigen Referendariat in Kleve ist er nunmehr seit Anfang 2001 als Richter am Amtsgericht in Kleve beschäftigt. Von 1990 bis 2010 war er als ehrenamtlicher Mitarbeiter des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland tätig, bis er 2011 eine Grabungserlaubnis nach § 13 DSchG beantragte und damit (automatisch) als EM in Xanten ausschied. Seit 2015 arbeitet er nebenberuflich als Park- und Museumsführer im APX und hat 2017/18 ehrenamtlich an der Ausgrabung des Nordvicus in Krefeld-Gellep teilgenommen. 2018 begann er – berufsbegleitend - sein Archäologiestudium in Köln, legte dort 2022 seine Bachelorprüfung ab und befindet sich nun im Masterstudium, mit den Schwerpunkten UFG und AdRP. Seit 2022 ist er zudem wieder als EM in Xanten tätig, nun auch mit Metallsonde. Geringfügig ist er zudem seit 2022 bei der Grabungsfirma arthemus in Frechen beschäftigt.
Der Fundplatz in Arnoldsweiler bei Düren wurde bei Autobahnbauarbeiten an der A4 ergraben und ist bisher vor allem für seine bandkeramische Siedlung mit Gräberfeld bekannt. Weniger bekannt ist die spätlatènezeitliche Siedlung mit Umfassungsgraben, die in derselben Kampagne dokumentiert, bisher aber nicht bearbeitet wurde. Die Aufarbeitung des Fundplatzes, dessen Datierung und Rekonstruktion waren zentrale Fragestellungen der hier vorzustellenden Masterarbeit. Darüber hinaus wurde eine Einordnung der Siedlung in das regionale eisenzeitliche Siedlungswesen und eine Analyse der Siedlungshierarchie vorgenommen, indem mehrere ähnliche Fundplätze aus der Region verglichen wurden. Die Vorlage von Arnoldsweiler ist ein weiteres Puzzleteil für die voranschreitende Aufarbeitung der spätlatènezeitlichen befestigten Hofanlagen im Rheinland, durch die sich ein immer klareres Bild zeichnet, dass dabei hilft die Mikroregion der vorrömischen Eisenzeit zu verstehen.
Über Tristan Karl: Er machte seine ersten praktischen Erfahrungen im Bereich der Archäologie bei einem Freiwilligen Sozialen Jahr im Landesmuseum Trier, bevor er an der Universität zu Köln das Studium begann. Nachdem er im Bachelor Archäologie der römischen Provinzen und Geschichte studierte, kristallisierte sich spätestens mit der Bachelorarbeit über die Oppida der Treverer auch ein großes Interesse für die vorrömische Eisenzeit und Romanisierungsprozesse heraus. Daher studierte er im Master neben der Archäologie der römischen Provinzen auch Ur- und Frühgeschichte. Aktuell ist er als wissenschaftliche Hilfskraft im LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland in der Außenstelle Overath tätig.
Die invasiven Maßnahmen der RWE Power AG im Rheinland ermöglichen großflächige und tiefgreifende Untersuchungen archäologisch relevanter Fundplätze. Aufgrund der Lage innerhalb der Abbauzone des Braunkohlentagebaus Hambach war eine umfassende wissenschaftliche Aufarbeitung somit auch am Fundplatz HA158 in Kerpen-Manheim möglich und für eine nachhaltige Dokumentation notwendig. Im Rahmen einer Masterarbeit wurden daher vier Grabungskampagnen des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland und der Universität zu Köln aufgearbeitet. Die zentralen Forschungsfragen richteten sich dabei auf die Datierung der Keramikfunde, den Aufbau der baulichen Strukturen und die Nutzung des Siedlungsplatzes. Zusätzlich wurden anhand des Befund- und Fundmaterials mögliche Entwicklungsmechanismen sowie ethnische Rekonstruktionsansätze der Gesellschaftsgruppe(n) herausgestellt. Abschließend konnte dadurch ein landwirtschaftlich geprägter Siedlungsplatz der späten Eisenzeit bis frühen Kaiserzeit nachgewiesen werden. Ausblickend sind auf Grundlage dessen vertiefende Vergleiche mit nahegelegen, ebenfalls späteisenzeitlichen bis frührömischen Fundplätzen möglich, aus welchen ein regionales Siedlungsmuster hergeleitet werden könnte.
Über Judith Monschau: Sie studierte zwischen 2014 und 2023 Vor- und Frühgeschichte sowie Archäologie der Römischen Provinzen an der Universität zu Köln. Im Rahmen des Erasmus-Programms ging sie währenddessen als internationale Studentin an die University of Durham (GB). In ihrer Bachelorarbeit 2019 arbeitete sie römische Keramik des Flottenkastells Köln-Alteburg auf und 2023 folgte eine Masterarbeit über den späteisenzeitlichen bis frührömischen Fundplatz von Kerpen-Manheim. Studienbegleitend arbeitete sie bei der Grabungsfirma arthemus GmbH, im Ortsarchiv des LVR-Amts für Bodendenkmalpflege im Rheinland und nahm an geophysikalischen Prospektionen im In- und Ausland teil. Seit 2023 ist sie als Archäologin bei der archäologischen Fachfirma arthemus GmbH festangestellt.
Im Jahre 1836 berichtete der niederländische Forscher L. J. F. Janssen erstmals über eine Gruppe römerzeitlicher Grabhügel, die er vier Jahre zuvor rund 2 km südlich von Schloss Moyland in Bedburg-Hau, Kreis Kleve, archäologisch untersucht hatte. Im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts stießen die Grabhügel immer wieder auf großes Interesse und waren mehrfach Gegenstand weiterer Grabungsaktivitäten, bevor sie im 20. Jahrhundert weitgehend aus dem wissenschaftlichen Fokus gerieten. In seiner Masterarbeit aus dem Jahr 2022 unterzog Hinrich Nolte die aus den Altgrabungen erhaltenen materiellen Überreste sowie die hauptsächlich aus dem 19. Jahrhundert stammenden Veröffentlichungen einer Re-Analyse und Neubewertung. Ziel war es, den wissenschaftlichen Diskurs über die Grabhügel am „Rosenboom“ neu zu beleben und das Gräberfeld in den Gesamtzusammenhang der regionalen Bestattungskultur in Römischer Zeit einzuordnen. Hierzu wurden die folgenden Forschungsfragen adressiert: Welches sind die zeitlichen und kulturellen Ursprünge der Grabhügel? Wer waren die Menschen, die in Gräbern am „Rosenboom“ bestattet wurden? Ist das Gräberfeld einem bestimmten Siedlungstyp zuzuordnen? In seinem Vortrag stellt Hinrich Nolte die wichtigsten Ergebnisse seiner Arbeit vor.
Über Hinrich Nolte: Er studierte ursprünglich Wirtschaftswissenschaften an der Universität Essen und hat seither in verschiedenen Positionen als Experte für energiewirtschaftliche Themen gearbeitet. Ab 2012 widmete er sich mehr und mehr der Archäologie und schloss 2018 sein Bachelor-Studium an der School of Archaeology and Ancient History der University of Leicester (England) ab. Im Jahr 2022 beendete er sein Masterstudium im Fach „Archaeology and Heritage“. Seine Abschlussarbeiten fokussierten sich jeweils auf Themen der provinzialrömischen Archäologie. Seine Bachelor-Arbeit aus dem Jahr 2018 wurde mit dem John Wacher Dissertation Prize in Roman Studies ausgezeichnet.
Lange herrschte Unklarheit über Lage und Gestalt der Außenbereiche des Legionslagers Vetera castra bei Xanten. Aktuelle Bodenradarmessungen und Grabungen des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland liefern nun ein detailliertes Bild der römischen Siedlungsstrukturen vor den Lagertoren. Vor allem im direkten Umfeld des bekannten Amphitheaters lässt sich jetzt eine dichte und weitläufige Bebauung mit Platzanlagen, Straßen, Portiken, Badeanlage und repräsentativen Gebäudekomplexen erschließen. Der Vortrag stellt die ersten Erkenntnisse aus der Analyse von Bodenradar- und Magnetometermessungen, Luftbildprospektionen, Oberflächenfunden und Grabungen vor und stellt sie in den Kontext urbaner Entwicklungen der frühen Kaiserzeit. Trifft etwa die Beschreibung des Tacitus einer Siedlung "haud procul castris in modum municipii" auf die neuen Entdeckungen zu?
Über Steve Bödecker: Er studierte zunächst Vor- und Frühgeschichte an der Universität des Saarlandes, bevor er das Studium der Archäologie der Römischen Provinzen an der Universität zu Köln aufnahm, wo er mit dem Magister Artium und einer Arbeit zu den „Fibeln und Militaria aus dem Vagadavercustisheiligtum in Kalkar, Kr. Kleve“ abschloss. Seit 2001 ist er Mitarbeiter beim LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland (Abteilungen Xanten, Ortsarchiv, Prospektion und im Limesprojekt), in diesem Rahmen seit 2010 als wissenschaftlicher Referent zur Vorbereitung des UNESCO-Welterbeantrages Niedergermanischer Limes, wo auch sein Forschungsschwerpunkt liegt. Gegenwärtig ist er beim LVR-ABR Leiter des Ortsarchives und Limeskoordinator für das UNESCO-Welterbe Niedergermanischer Limes (Bereich Forschung und Denkmalmanagement). Darüber hinaus arbeitete er von 2005 bis 2018 im Projekt „Vix et son environnement“, für das „Centre National de la Recherche Scientifique, Dijon“ und das Landesdenkmalamt des Saarlandes am späthallstattzeitlichen Fürstensitz und seinem Umland. Zuletzt war er dort tätig für das DAI bei fahrzeuggestützten Magnetometermessungen, woraus sich ein Kooperationsprojekt für den Niedergermanischen Limes entwickelte, mit weitreichenden Ergebnissen, u.a. auch für Vetera castra.
Analysis of prehistoric domestic architectures along the North Sea littoral and its wider hinterland has identified shared concepts of building and dwelling practices that created a dynamic built environment. A reinterpretation of house plans suggests that houses were not rigid shells but adaptable to the activities happening inside them. Walls and roofs were subject to frequent remodelling, which implies houses were not fixed and finished, but structure and volume remained flexible. While certain regional preferences for materials, constructions and the use of space can be identified, the proposed model of metamorphosing buildings complicates the existing typologies of house plans. This in turn complicates the correlation of building types with specific regions and their associated communities. It also raises the question of what happens to these balanced but fluctuating systems when impacted by the Roman conquest. The paper will offer more questions than answers, but hopes to stimulate a debate on the consequences of our wider interpretations if we rethink Roman Iron Age architecture beyond current models.
The talk will be presented in English, but questions and answers in German are welcome for the wider discussion.
Eine Analyse vorgeschichtlicher Hausarchitektur entlang der Nordseeküste und des umliegenden Hinterlandes zeigt Gemeinsamkeiten in der Konzeption von Bauen und Wohnen auf, die eine dynamische Auffassung des Bauwesen vorraussetzen. Dies beruht auf einer Neuinterpretation von Hausgrundrissen, in der Häuser nicht als unveränderliche Strukturen verstanden werden, sondern als flexible Hüllen, die sich an die verschiedensten Aktivitäten im Innenraum anpassen können. Wände und Dächer wurden so häufig ummodelliert, dass Häuser keine starren Fertigprodukte gewesen sein können, sondern viel eher wandelbare Volumen. Obwohl regionale Eigenheiten erkennbar sind, was Materialwahl, konstruktives Detail und Raumnutzung angeht, verkompliziert das hier vorgestellte Modell einer dynamischen Hausarchitektur die allgemein akzeptierten Grundrisstypologien. Konsequenterweise erschwert dies dann auch die Assoziation von Bautypen mit bestimmten Regionen und deren Einwohnern. Was passiert nun, wenn diese ausgeklügelten, flexiblen Systeme unter den Einfluß römischer Eroberungen fallen? Zugegebenermaßen wirft der Vortrag mehr Fragen als Antworten auf, aber die Idee ist, die Konsequenzen hinsichtlich weitergreifender sozialer und politischer Interpretationen zu diskutieren, die ein solches Hinterfragen von bestehenden Architekturmodellen der römischen Eisenzeit aufwirft.
Der Vortrag wird in englischer Sprache gehalten werden, die Diskussion kann aber gerne auch auf Deutsch erfolgen.
About Tanja Romankiewicz: After studying architecture and architectural conservation in Cologne, Tanja Romankiewicz completed her PhD in Berlin and Edinburgh on Iron Age domestic architecture in Scotland. Following nine years of professional practice as a building archaeologist, she joined the University of Edinburgh ten years ago, to research and teach later prehistoric and Roman archaeology, with a focus on the ancient built environment. Recently appointed to one of the prestigious Chancellor’s Fellowships and a Lectureship in Archaeology, Tanja Romankiewicz has concentrated on theoretical and technological analyses, primarily on the understudied building material turf. In collaboration with policymakers and practitioners, she is currently working towards translating prehistoric concepts of cyclical construction into modern sustainable architecture.
Über Tanja Romankiewicz: Nach dem Studium der Architektur und Baudenkmalpflege in Köln, promovierte Tanja Romankiewicz in Berlin und Edinburgh über eisenzeitliche Wohnhäuser in Schottland. Nach neun Jahren Praxis als archäologische Bauforscherin, unterrichtet und forscht sie seit 10 Jahren an der Universität Edinburgh im Fach Archäologie. Dort erhielt sie nun eine der renommierten Chancellor’s Fellowship Forschungsstellen und einen Ruf als Lecturer (Dozent). Schwerpunkt ihrer Forschungen sind das vorgeschichtliche und römerzeitliche Bauen, und hier vor allem theoretische und materialtechnische Analysen. Ihre neueste Arbeit beschäftigen sich mit Rasensoden, und der Übertragung von prähistorischen Baukonzepten in moderne, nachhaltige Architektur.
Seit seiner Entdeckung und der Ausgrabung von 1913 zählt der Militärplatz von Augsburg Oberhausen zu einer der Schlüsselfundstellen augusteischer Expansion im raetischen Alpenvorland. Nachdem die genaue Lokalisierung der Fundstelle über Jahrzehnte nicht mehr möglich war, konnte diese 2020 wieder verifiziert und neu ausgegraben werden. Im Rahmen des Vortrags wird auf die altbekannten und neuen Aspekte zur Fundstelle eingegangen.
Über Eckhard Deschler-Erb: Er hat von 1984-1989 in Mainz und Basel Vor- und Frühgeschichte (mit Schwerpunkt in provinzialrömischer Archäologie), Kunstgeschichte und Archäologie des Mittelalters studiert. Nach dem Lizentiat 1989 hatte er von 1990-1994 die Assistenz am Institut für Ur- und Frühgeschichte an der Universität Basel inne und wechselte nach seiner Dissertation 1995 zu Bronzekleinfunden aus dem Vicus Oberwinterthur-Vitudurum nach Zürich um am dortigen Institut für Ur-und Frühgeschichte 2008 zu habilitieren (Thema: Der Basler Münsterhügel am Übergang von spätkeltischer zu römischer Zeit. Ein Beispiel für die Romanisierung im Nordosten Galliens). Von 2013-2016 hatte er die Geschäftsführung in Zürich inne und wurde 2016 auf den Lehrstuhl für Archäologie der Römischen Provinzen an der Universität zu Köln berufen. Er ist Spezialist für Kleinfunde (Instrumentum) aus den römischen Provinzen und beschäftigt sich intensiv mit Transformationsprozessen am Übergang von später Eisenzeit zu früher Kaiserzeit.
The territory directly east of north-eastern Italy (roughly present-day Slovenia) holds the strategic position between the Apennine Peninsula on one side and the middle Danube Basin and the Balkan Peninsula on the other. Research thus far has shown that Roman armies had an important role in Roman expansion in both influence and territory in the region. This talk will focus on archaeological evidence related to the Late Republican armies and its interpretation.
About Janka Istenič: She is curator of Roman antiquities and principal investigator at the National Museum of Slovenia, as well as associate professor at the Postgraduate School of the Research Centre of the Slovenian Academy of Sciences and Art in Ljubljana.
Her latest major works are the monographs
ISTENIČ, J., RAGOLIČ, A., Roman Military Decoration torques: literary, epigraphic representational and archaeological evidence, Ljubljana 2023.
ISTENIČ, J., Roman Military Equipment from the River Ljubljanica: Typology, Chronology and Technology, Ljubljana 2019.
Details and bibliography: https://www.nms.si/en/museum/employees/istenic
Im Zentrum der Betrachtung liegt die früh(est)römische Siedlung von Eisenberg/Pfalz, deren wirtschaftliche Grundlage die industrielle Verhüttung von Eisen darstellte. Aufgrund der kürzlich im Rahmen einer Dissertation abgeschlossenen Auswertung eines Siedlungsareals lassen sich Aussagen über Chronologie sowie Art und Umfang des Eisenberger Hüttenbetriebs konkretisieren. Auf dieser Basis sind Vergleiche technischer, wie auch quantitativer Natur mit anderen Revieren auf dem Gebiet der römischen Nordwestprovinzen, vor allem aber auch des Barbarikums möglich geworden. Diese erlauben es, die hiesigen Produktionsstätten in einen größeren Zusammenhang zu stellen. Der Eisenberger Befund empfiehlt sich vor dem chronologischen Hintergrund am Übergang zwischen Latène- und römischer Zeit aufgrund der Lage in einer kulturellen Kontaktzone für Überlegungen hinsichtlich der Mobilität in jener Zeit. So enthält das umfangreiche keramische Fundmaterial Hinweise auf zeitlich geschichtete Veränderungen in dessen Zusammensetzung. Neben eine kaum noch greifbare einheimische Komponente treten „Fremdgruppen“ aus dem rechtsrheinischen Raum, deren zunächst eigenständige Elemente die Basis für die Entwicklung neuer lokaler Formen bilden. Dies wirft in Bezug auf die in Eisenberg greifbare Verhüttungstradition in eingetieften Werkstätten die Frage auf, ob materielle Kultur und Technik aufeinander verweisen und sich hierin zugleich Identitäten zugewanderter Gruppen spiegeln.
Über Arno Braun: Der Referent studierte von 2001 bis 2008 in Mainz Vor- und Frühgeschichte, Klassische Archäologie und Kunstgeschichte. Von 2008 bis 2010 war er Mitarbeiter am Institut für Altertumswissenschaften der Johannes Gutenberg-Universität Mainz in einem DFG-Projekt sowie in einem Anschlussprojekt von 2010 bis 2012 zur Erforschung einer späteisenzeitlichen Großsiedlung im Umfeld des Oppidums von Bibracte in Burgund/F. Zwischen 2010 und 2014 und seit 2020 bestand/besteht ferner eine Beschäftigung im Rahmen des DFG-Projektes zum spätrepublikanischen Militärlager von Hermeskeil/Rheinland-Pfalz von Sabine Hornung. Seit 2018 arbeitet Arno Braun am Lehrstuhl für Vor- und Frühgeschichte der Universität des Saarlandes. In seiner Dissertation beschäftigte er sich mit der Siedlungsgeschichte des römischen vicus von Eisenberg in der Pfalz. Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Archäologie der römischen Provinzen mit einem besonderen Fokus auf dem Übergang zwischen später Eisen- und früher römischer Zeit sowie Keramik.
Aus dem ländlichen Raum der nordalpinen Raetia ist eine körperbestattende Bevölkerungsgruppe bekannt, die nach dem bedeutendsten Fundplatz als „Heimstettner Gruppe“ bezeichnet wird. Die Frauengräber sind durch unrömische, uniforme Trachtausstattungen charakterisiert. Nach gängiger Vorstellung soll diese Bevölkerung um 30 n. Chr. unter römischer Regie angesiedelt worden sein.
Durch neue Ausgrabungen und Forschungen lassen sich die Gräber nun aber mit einem bestimmten ländlichen Siedlungstyp verbinden, der aus lokalen Wurzeln hergeleitet werden kann.
Die Lokalbevölkerung trägt den Habitus als „Heimstettener Gruppe“ nur für rund eine Generation. Doch auch später verharrt diese Bevölkerung in ihrer angestammten Lebensweise und adaptiert römische Einflüsse nur in geringem Umfang.
Zum Aufbau einer Infrastruktur in der Provinz musste Rom mediterrane bzw. romanisierte Gruppen ins Land holen, die vor allem am Aufbau von Städten und Vici des mittleren und westlichen Alpenvorlandes beteiligt waren.
Eine dritte Bevölkerungskomponente ist neuerdings im Umfeld der Provinzhauptstadt Augusta Vindelicum/Augsburg bezeugt: In spätaugusteisch/tiberischer und claudischer Zeit sind dort Elbgermanen angesiedelt worden. Die zunächst nach germanischem Muster siedelnden Sueben integrierten sich schnell. Schon Anfang des 2. Jahrhunderts stellten sie einen Teil der Provinzelite.
Insgesamt ergibt sich für Raetien ein vielschichtiges Bild von den Bevölkerungsverhältnissen in der frühen Kaiserzeit. Es ist geprägt von fortbestehender autochthoner Grundbevölkerung, mediterranen bzw. romanisierten Zuwanderern sowie Soldaten der Auxilien und angesiedelten, dem Römischen aufgeschlossenen germanischen Exilanten. Zwischen allen Gruppen sind Kontakte feststellbar. Die Grenzen verschwimmen mit der Zeit, verschwinden aber nicht vollständig.
Über Bernd Steidl: Der Referent studierte von 1986 bis 1991 Provinzialrömische Archäologie, Ur- und Frühgeschichte, Alte Geschichte und Geographie an den Universitäten Freiburg i. Br. und Passau. Er promovierte 1994 in Freiburg mit einer Arbeit über „Die Wetterau vom 3. bis 5. Jahrhundert n. Chr.“ Nach der anschließenden Mitarbeit im DFG-Schwerpunktprogramm „Romanisierung im Mittelgebirgsraum“ mit Forschungen zu germanischen Siedlungen am mittleren Main wechselte er 1998 in die Leitung der Abteilung Römerzeit an der Archäologischen Staatssammlung in München, die er bis heute innehat. Seit 2017 ist er Korrespondierendes Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts. Zu den Forschungsschwerpunkten gehören die Archäologie und Geschichte der Provinzen Raetien und Obergermanien sowie der angrenzenden Germania.
Mit dem römischen Heer kamen seit dem Beginn der Drususoffensive große Mengen von Münzen in die Lager am Rhein. Dort war die Verwendung von Münzgeld daher von Anfang an selbstverständlich. Aber was geschah mit den römischen Münzen, nachdem sie an die Soldaten ausgezahlt wurden? Auf welche Weise und wie schnell fanden sie ihren Weg in den ländlichen Raum? Wie wurden sie dort verwendet?
Mit diesen Fragen beschäftigt sich der Vortrag, der auf bislang größtenteils unpublizierten Daten zu Fundmünzen aus dem Hinterland des Niedergermanischen Limes basiert. Die villa landscape des niederrheinischen Lössgebietes bildet dabei die Modellregion, für die der Prozess der Monetarisierung genauer untersucht wird.
Im Fokus des Vortrags stehen einerseits Münzserien mit einer engen Verbindung zum römischen Militär, wie die Prägungen aus Nemausus oder gegengestempelte Stücke, andererseits aber auch spätkeltische Münzen, wie Quinare und Regenbogenschüsselchen. Sie können helfen, die Frage zu beantworten, ab wann der ländliche Raum als monetarisiert gelten kann. Verwendete die ländliche Bevölkerung im Lössgebiet vielleicht schon vor der Ankunft der Römer Münzgeld? Oder war erst die römische Armee der Katalysator für die Monetarisierung?
Über Rahel Otte: Sie studierte von 2011 bis 2018 Archäologie der römischen Provinzen, Alte Geschichte und Papyrologie, Epigraphik und Numismatik an der Universität zu Köln. Von 2018 bis 2023 promovierte sie in Frankfurt a.M. zu Monetarisierung und Geldumlauf im niederrheinischen Lössgebiet. Während des Studiums arbeitete sie u.a. im DFG-Projekt „Der Rhein als europäische Verkehrsachse“ und im LVR-Amt für Bodendenkmalpflege, wo sie Fundmünzen aus den Kastellen in Burginatium und Alpen-Drüpt sowie zwei spätantike Münzschätze aufarbeitete. Seit Ende 2022 ist sie im Projekt „Limes und Legion“ an der Universität Bonn als Numismatikerin beschäftigt. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich spätkeltischer und römischer Fundmünzen sowie Monetarisierungsfragen.
Die ersten Metallfunde vom Septimerpass (2340 m ü. M.) wurden im Jahr 2004 an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften von einem Sondengänger vorgelegt. In den Jahren 2007 und 2008 kam es zu gemeinsamen archäologischen Untersuchungen des Archäologischen Dienstes Graubünden und der Münchner Akademie. Ein 1,3 ha großes römisches Militärlager auf der Passhöhe bot Platz für maximal 600 Soldaten, die in Zelten untergebracht waren. Gestempelte Schleuderbleie bezeugen die Anwesenheit von Soldaten der 3., 10. und 12. Legion. Die 12. Legion ist zusätzlich durch eine in Stein geritzte Inschrift belegt. Es handelt sich um das höchst gelegene Militärlager im gesamten römischen Reich. Das Zeltlager wurde wohl zur Vorbereitung des Alpenfeldzugs 15 v. Chr. eingerichtet und diente saisonal bis etwa 16/17 n. Chr. der Sicherung und Kontrolle des Passübergangs. Derzeit werden die Grabungsergebnisse im Rahmen eines interdisziplinären Projektes ausgewertet. Der Referent berichtet über den aktuellen Bearbeitungsstand und versucht, die Ergebnisse in einen größeren historischen Rahmen einzubinden.
Über Werner Zanier: Der provinzialrömische Archäologe promovierte an der LMU München zum römischen Kastell Ellingen. Er ist seit 1994 wissenschaftlicher Angestellter der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und seit 2003 korrespondierendes Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts. Seine zahlreichen Grabungs- und Forschungsprojekte beschäftigen sich insbesondere auch mit der späten Latènezeit und der frühen Kaiserzeit im Alpenraum.
In the Batavian region, most pre-Roman handmade pottery was locally produced and embedded in a strong regional framework, following ancestral traditions. After the Roman conquest, however, these well-known ‘pottery style groups’ and typologies were largely replaced by new vessel types, decorations and technological characteristics. Traditionally, these characteristics have been used as a tool to attribute pottery to a specific ‘pottery style’ or to an ethnic group, in an attempt to reveal the provenance of the pottery.
In this paper, we will present the potential of a multidisciplinary approach, combining scientific methods (petrography, WD-XRF, SEM-EDS and MGR) with traditional stylistic and technological analysis (e.g. vessel type, tempering, and decoration), challenging the constraints of a predominantly stylistic approach. This method was tested in a pilot study, where we analysed over 12,000 sherds from well-dated assemblages in the Tiel region.
Most of the sherds we studied, proved to be non-local. Moreover, the pottery provenance is very heterogeneous. A whole array of provenance regions and (hybrid) styles as well as inter-site variation strongly suggest a high degree of mobility and a diverse composition of society across a wide region. Such high quantities of non-local pottery should most probably be understood as having been brought to the Tiel region by immigrants taking their entire household with them. The small number of samples that were produced locally shows a mix of ‘style elements’, demonstrating the mobility of ideas and traditions, most probably introduced by the same immigrants. Comparable indications of hybridity were also observed in house architecture.
About Julie Van Kerckhove: Julie studied Roman archaeology at the university of Ghent (Belgium) from 1998 to 2002. From 2004, she started working as a pottery specialist for VUhbs archeologie, a company which is allied to VU University Amsterdam (the Netherlands). In 2011, she started her PhD at VU University Amsterdam, on the Roman pottery from the villa of Hoogeloon in the South of the Netherlands. She hopes to defend her PhD “Pottery consumption in a peripheral region of the Roman Empire. The ceramic evidence from the villa of Hoogeloon in comparison with other rural settlements in its vicinity” this year.
Since 2016 she owns her own company Aardewerk & Archeology, where she works as a pottery specialist for archaeological companies, universities, municipalities and museums. In her work as a pottery specialist, she focusses on a regional approach using provenance studies to research connectivity and immigration. She mainly studies pottery from the Late Iron Age and the Roman period.
About Gerard Boreel: He studied physical geography (University of Utrecht) and also works for Aardewerk & Archeologie as a specialist in stone, building materials, slag and provenance studies. For this research, he was involved in establishing a strategy for the provenance studies which can be applied to our regions.
Der Vortrag präsentiert eine Synthese der zwischen 2010 und 2020 durchgeführten archäologischen Forschungen im caesarischen Militärlager von Hermeskeil (Lkr. Trier-Saarburg). Im Mittelpunkt stehen die bei den Ausgrabungen und geophysikalischen Prospektionen erfassten Befunde und Funde sowie ergänzende interdisziplinäre Ansätze, aber auch weiterführende Interpretationen, insbesondere an der Schnittstelle zu den historischen Quellen. Über die Frage nach der Datierung des Lagers hinaus soll zum Beispiel möglichen Hinweisen auf kriegerische Auseinandersetzungen im Hochwaldgebiet nachgegangen werden. Aber auch Überlegungen zur Herkunft der im Hochwald stationierten Truppen oder zur Organisation der römischen Truppenversorgung im Horizont der Eroberung sind auf Basis der Forschungen in Hermeskeil möglich. Der Vortrag findet in englischer Sprache statt.
Über Sabine Hornung: Sie studierte von 1992 bis 1999 Vor- und Frühgeschichte, Klassische Archäologie und Ägyptologie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Zwischen 1999 und 2006 promovierte sie ebenfalls in Mainz zur eisenzeitlichen Hunsrück-Eifel-Kultur und begann im Anschluss das landschaftsarchäologische Forschungsprojekt "Mensch und Umwelt", in dessen Zuge sie sich bis heute mit der eisen- und römerzeitlichen Besiedlungsentwicklung des Westhunsrück beschäftigt. Hieraus ging auch ihre 2016 erschienene Habilitationsschrift "Siedlung und Bevölkerung in Ostgallien zwischen Gallischem Krieg und der Festigung der römischen Herrschaft" hervor. Im Jahr 2018 wurde sie als Professorin für Vor- und Frühgeschichte an die Universität des Saarlandes berufen. Seit 2010 forscht Sabine Hornung schwerpunktmäßig zum spätrepublikanischen Militärlager von Hermeskeil, das im Rahmen ihres Projektes bis 2020 systematisch untersucht wurde.
Wie für viele Gebiete, so war auch für das nördliche Alpenvorland die Eingliederung in den römischen Machtbereich mit enormen soziokulturellen und wirtschaftlichen Umbrüchen verbunden. Doch bereits die Phase unmittelbar vor der römischen Okkupation des Jahres 15 v. Chr. war von einem massiven Wandel geprägt: Noch Ende des 2. vorchristlichen Jahrhunderts lässt sich mit der Oppida-Zivilisation ein bis dahin ungekannter Grad der Urbanisierung fassen: Die namengebenden stadtartigen Siedlungen waren politische und ökonomische Zentren, deren Versorgung auf einem komplexen Wirtschaftssystem basierte, das landwirtschaftliche Produktionseinheiten des Umlandes ebenso einschloss wie überregionale Netzwerke. Im Verlauf der 1. Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. weisen allerdings zahlreiche archäologische Indizien auf einen Zerfall dieser Strukturen hin: Importe aus dem Mittelmeergebiet brechen ab, Siedlungen werden teils in Zusammenhang mit Brandereignissen aufgegeben und die Bevölkerungsdichte geht stark zurück. Für diesen krisenhaften Zusammenbruch der Oppida-Zivilisation werden unterschiedliche Faktoren wie eine Übernutzung natürlicher Ressourcen, Seuchen und militärische Auseinandersetzungen diskutiert.
Der Vortrag zeigt zunächst auf, welche Auswirkungen diese Geschehnisse auf einen wesentlichen Aspekt des Alltags- und Wirtschaftslebens der damaligen Bevölkerung hatte: Die Viehwirtschaft. Wie veränderte sich die Haltung und Nutzung von Haustieren unter dem Eindruck der krisenhaften Ereignisse? Lassen sich Impulse fassen, die eine Anpassung der Viehwirtschaft an ein sich veränderndes sozioökonomisches Umfeld anzeigen? Fragen wie diese können anhand von Faunenresten aus späteisenzeitlichen Fundstellen untersucht werden, wie sie aktuell im Fokus des DFG-Projektes Viehwirtschaft in der Krise? Die Archäozoologie des spätlatènezeitlichen Kulturwandels zwischen Donauraum und Inntal stehen.
Im Anschluss gilt es zu klären, ob und wie diese Wirtschaftssysteme nach der Okkupation des Jahres 15 v. Chr. in die römischen Strukturen eingebunden wurden. Ist hier von einem völligen Neuanfang der Viehhaltung in den Provinzen Rätien und Obergermanien auszugehen oder wird eine Kontinuität in der Tiernutzung und damit auch in der Besiedlung evident? Und welche Rolle spielte dabei der Import von Nutzviehschlägen aus dem mediterranen Raum?
Wie regional differenziert wir solche Fragen einer wirtschaftlichen Kontinuität zwischen der Eisen- und Kaiserzeit in den römischen Nordwestprovinzen bewerten müssen, wird schließlich ein Vergleich mit der von Maaike Groot für die Niederlande vorgestellten Situation aufzeigen.
Über Simon Trixl: Er studierte von 2008 bis 2013 Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie, Provinzialrömische Archäologie und Paläoanatomie (Archäozoologie) in München und Kiel. Zwischen 2013 und 2017 promovierte er in München über die Entwicklung der späteisenzeitlich-frührömische Viehwirtschaft im Alpenraum und dem nördlichen Alpenvorland. Daran schloss sich eine Tätigkeit als Archäozoologe in verschiedenen Drittmittelprojekten an den Universitäten Bonn und München sowie der Bayerischen Akademie der Wissenschaften mit geographischen Schwerpunkten in Nordafrika, dem Alpenraum und der Mongolei an. Seit 2021 ist er Fachreferent für Archäozoologie am Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg. Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf der Entstehung und dem Wandel vormoderner Subsistenzmuster.
The Roman occupation of the southern half of the Netherlands brought major changes to the local population: political, administrative, cultural but also economical. The establishment of urban centres and the row of military forts along the river Rhine meant a large population that had to be supplied with food. One of my main research interests is the adaptation of local farming communities to market demand and/or taxation or requisition.
In the past, Roman archaeologists had a rather negative image of the local farmers and believed that they would not be able to supply much food. This was based on the continuity of rural settlement and the lack of large villas in the frontier zone. While this image has changed, we still do not understand exactly how local communities managed to change from subsistence farming to a combination of subsistence and surplus production. There are also still questions about the nature of animal husbandry in the Iron Age, for example the importance of dairy production.
In this talk, I will describe what we know about animal husbandry for the Dutch frontier zone. I will go into the differences between site types: towns, military sites, small rural settlements and villas, and contrast developments north and south of the limes. The role of the indigenous population is central: due to the near absence of villas, agricultural production in the frontier zone was in the hands of small farmsteads. The high settlement density means that even small-scale surplus production would result in a large total surplus.
Comparing my results with those presented by Simon Trixl will allow us to investigate the timing and extent of changes in animal husbandry caused by the Roman occupation in different regions, as well as compare developments in the preceding Late Iron Age.
Über Maaike Groot: Dr. Maaike Groot ist seit 2017 wissenschaftliche Mitarbeiterin für Archäozoologie an der Freien Universität Berlin. Einer ihrer Arbeitsschwerpunkte sind Tierhaltung und Nahrungsproduktion in der späten Eisenzeit und der römischen Epoche. Zwar liegt ihr Fokus auf der nordwestlichen Grenze des römischen Imperiums, doch sind ihre Forschungen überregional, von den Niederlanden über Deutschland, Griechenland, Moldavien bis nach Jordanien, angesiedelt. Neben Produktion und Distribution behandelt sie vor allem soziale und rituelle Aspekte. Für ihre vielfältigen wissenschaftlichen Aktivitäten erhielt sie zahlreiche Stipendien, zuletzt 2018 das Marie-Skłodowska-Curie Fellowship des Europäischen Forschungsrats (ERC).
Die Colonia Ulpia Traiana (CUT) in Xanten erfreut sich einer langen Forschungstradition und bietet aufgrund der fehlenden rezenten Überbauung eine einzigartige Möglichkeit, eine römische Stadt mit all ihren Facetten zu erfassen. Die von Kaiser Traian um das Jahr 98 n. Chr. in den Status einer colonia erhobene Planstadt hatte bis ins 3. Jahrhundert bestand und wurde im 4. Jahrhundert erheblich reduziert. Doch was war der Ursprung dieses urbanen Zentrums? Wie groß war das Siedlungsgebiet im 1. Jahrhundert (Vorcoloniazeit)? Wer waren die Siedler:innen? Sind Hinweise auf eine auf dem Reißbrett geplante Siedlung bereits in frührömischer Zeit erkennbar?
Diesen Fragen widmete sich eine Dissertation an der Universität zu Köln mittels eines neuen methodischen Ansatzes: Basierend auf einer räumlichen (GIS) sowie zeitlichen Analyse der innerhalb der CUT lokalisierten Gräber war es möglich, wichtige Erkenntnisse über die vorcoloniazeitliche Siedlungsentwicklung innerhalb des CUT-Geländes zu gewinnen.
Über Stefan Pircher: Er hat von 2011 bis 2018 an der Leopold-Franzens-Universität in Innsbruck die Masterstudiengänge für Archäologien und Alte Geschichte absolviert. Von 2017 bis 2021 promovierte er an der Universität zu Köln zu den frührömischen Gräbern innerhalb des Stadtgebietes der Colonia Ulpia Traiana in Xanten. Zudem war er im Zeitraum von 2016-2021 als Projektmitarbeiter und Lehrbeauftragter im Archäologischen Institut der Universität zu Köln tätig. Seit 2017 leitet er ein eigenes Forschungsprojekt in Mühldorf im Mölltal (Österreich, Kärnten), das sich mit der ländlichen Besiedelung und Ressourcennutzung im Umfeld der römischen Stadt Teurnia beschäftigt.
In this lecture the main results of a research project dedicated to the study of the Roman army will be presented. The principal aim of the project was to gain a better understanding of the composition and deployment of the Roman army in the Lower Rhine area during the 1st century AD. At that early stage, the Roman army brought new objects and ideas to the border region, facilitating a major transformation of culture. Three selected archaeological categories, namely graffiti, militaria and fibulae, served as the main sources of information. Markers for cultural diversity were mapped out, in order to trace the origins of the soldiers and the people who followed in their wake. Indications of the presence of various types of military units were collected, analysed and interpreted. This has led to the conclusion that the Roman army operating in the Lower Rhine area during the 1st century AD was more diverse and more mobile than previously assumed.
About Marenne Zandstra: After graduating from Utrecht University, Marenne Zandstra studied Western European Archaeology at the Free University in Amsterdam. She then joined Radboud University in Nijmegen, where she worked for several years as an archaeological specialist at the archaeological project office Auxilia. In 2019 she received her PhD from Radboud University for her research on the composition and deployment of the Roman army units operating in the Lower Rhine area during the 1st century AD. She currently holds the office of curator of the archaeological collections at Museum Het Valkhof in Nijmegen.
For hundreds of years, northern Britain represented a fluctuating frontier zone that witnessed episodes of conflict, interaction, and collaboration between local communities and the Roman Empire. This northernmost frontier of Rome represents an excellent case study for analysing the impact of imperial powers beyond their areas of direct control. This paper will introduce research carried out in recent years, and outline a new Leverhulme-funded project entitled “Beyond Walls: Reassessing Iron Age and Roman Encounters in Northern Britain”. The temporalities of interaction will be exemplified by combining insights into short-term events with a dramatic impact, and the long-term analysis of settlement landscapes that testify to more structural patterns and trajectories.
About Manuel Fernández-Götz: He is Reader in European Archaeology and Head of the Department of Archaeology at the University of Edinburgh. His main research interests are Iron Age and Roman societies in Europe, the archaeology of identities, and conflict archaeology. He has authored over 200 publications and directed fieldwork projects in Spain, Germany, the United Kingdom, and Croatia. His research has been recognised with the award of the Philip Leverhulme Prize and the Royal Society of Edinburgh’s Thomas Reid Medal. He is currently directing the Leverhulme-funded project “Beyond Walls: Reassessing Iron Age and Roman Encounters in Northern Britain”.
Die Siedlung Gamsen-Waldmatte befindet sich am oberen Lauf der Rhone mitten im schweizerischen Wallis. Mehrjährige Grabungen haben eine Siedlung zutage gefördert, die von der Spätbronzezeit bis ins 10. Jh. n.Chr. kontinuierlich besiedelt gewesen ist. Auch wenn diese Siedlung auf den ersten Blick stark isoliert scheint, zeigt umfangreiches Fundmaterial kulturelle Verbindungen quer durch das gesamte prähistorische und römische Mitteleuropa. Für die römische Zeit interessant ist insbesondere auch, dass die Siedlung zwar römische materielle Kultur annimmt, überwiegend jedoch in einheimischen Traditionen verhaftet bleibt.
Über Prof. Dr. Eckhard Deschler-Erb: Er hat von 1984-1989 in Mainz und Basel Vor- und Frühgeschichte (mit Schwerpunkt in provinzialrömischer Archäologie), Kunstgeschichte und Archäologie des Mittelalters studiert. Nach dem Lizentiat 1989 hatte er von 1990-1994 die Assistenz am Institut für Ur- und Frühgeschichte an der Universität Basel inne und wechselte nach seiner Dissertation 1995 zu Bronzekleinfunden aus dem Vicus Oberwinterthur-Vitudurum nach Zürich um am dortigen Institut für Ur-und Frühgeschichte 2008 zu habilitieren (Thema: Der Basler Münsterhügel am Übergang von spätkeltischer zu römischer Zeit. Ein Beispiel für die Romanisierung im Nordosten Galliens). Von 2013-2016 hatte er die Geschäftsführung in Zürich inne und wurde 2016 auf den Lehrstuhl für Archäologie der Römischen Provinzen an der Universität zu Köln berufen. Er ist Spezialist für Kleinfunde (Instrumentum) aus den römischen Provinzen und beschäftigt sich intensiv mit Transformationsprozessen am Übergang von später Eisenzeit zu früher Kaiserzeit.
Aus historischen und epigraphischen Quellen wissen wir, dass indigene Gruppen im niedergermanischen Raum von der römischen Armee intensiv für die Stellung von Hilfstruppen genutzt wurden. Besonders gut ist dieses Phänomen der „ethnischen Rekrutierung“ für die Bataver zu fassen. Aber wann genau beginnt dieses und wie massiv erfolgte es in der Anfangsphase?
Die früheste historische Erwähnung betrifft das Auftreten von Batavern unter der Führung von Chariovalda während der Feldzüge des Germanicus 16 n. Chr. Aber was kann uns die Archäologie über die früheste Rekrutierung unter den Batavern sagen?
In der Präsentation werden nun auch numismatische Analysen auf breiter Datenbasis einbezogen, die ganz neue Einblicke in die Frühphasen dieser Entwicklung bieten.
Über Nico Roymans: Prof. Dr. Nico Roymans ist Professor für Nordwesteuropäische Archäologie an der Freien Universität Amsterdam (seit 1998). Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Gesellschaften der Späten Eisenzeit, keltisch-germanische Gruppen und deren Einbindung in die römische Einflusssphäre, Ethnizität und Ethnogenese im Römischen Reich sowie die Archäologie von Massengewalt und Genozid in der Antike. Zusätzlich war er bis 2020 Direktor von Portable Antiquities in the Netherlands, der systematischen Erfassung von Metallfunden aus privaten Sammlungen. Nico Roymans vereint dabei immer wieder archäologische und historisch-anthropologische Perspektiven.
Der Vortrag widmet sich den Metallfunden aus der hellenistisch-römischen Siedlung auf dem im Hinterland Palermos gelegenen Monte Iato. Die Siedlung wird seit nunmehr über 40 Jahren von den Universitäten Zürich und Innsbruck untersucht. Die langjährigen Ausgrabungen haben zahlreiche Kleinfunde aus republikanischer und augusteischer Zeit erbracht, deren Bedeutung weit über den Fundplatz und über Sizilien hinausreichen. Hieraus lassen sich weitreichende Kulturkontakte und sehr wahrscheinlich die Anwesenheit fremder Individuen und Akteure auf Sizilien belegen. Unter den Funden befinden sich Militaria, Bronzegefäße und Fibeln, die auch für die Chronologie der vorrömischen (und frühen römischen) Eisenzeit nördlich der Alpen und auch unseren Raum von Bedeutung sind.
Über Gabriele Rasbach: Gabriele Rasbach ist wissenschaftliche Leiterin der Bibliothek und des Archivs der Römisch Germanisches Kommission (RGK) des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI). Weiterhin ist sie Lehrbeauftragte für die Vindonissa-Professur für Archäologie der römischen Provinzen an der Universität Basel. Neben ihren weitreichenden Forschungen zur Eisenzeit und zu germanisch-römischen Kulturkontakten nimmt ein Schwerpunkt nach wie vor die spätaugusteische Stadtgründung Lahnau-Waldgirmes ein.
Das Legionslager von Mainz wurde als Winterlager für die germanischen Feldzüge unter Kaiser Augustus im vorletzten Jahrzehnt vor Christi Geburt angelegt. Seine Gründung gilt als Geburtsstunde der Stadt Mainz. Mit seiner 400jährigen Nutzungszeit zählt das Legionslager nicht nur zu den am längsten genutzten, sondern aufgrund von dort ausgehenden Ereignissen reichsweiter Bedeutung zeitweise auch zu den wichtigsten Militärplätzen des Imperiums. Angesichts dieser historischen Bedeutung ist es erstaunlich, wie wenig über das Lager bisher bekannt war. Der Vortrag gibt Einblicke in die Ergebnisse neuer Forschungen, die im Jahr 2020 im Rahmen einer Freiburger Dissertation zur Topographie und Umwehrung des Mainzer Legionslagers erschienen sind.
Über Daniel Burger-Völlmecke: Dr. Daniel Burger-Völlmecke ist provinzialrömischer Archäologe und Kurator für die Sammlung Nassauischer Altertümer beim Stadtmuseum Wiesbaden. Er schloss 2017 seine Promotion zum Thema „Topographie und Umwehrung des römischen Legionslagers von Mogontiacum/Mainz“ an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg bei Prof. Heising ab. Anschließend wirkte er als wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Archäologie und Geschichte der Römischen Provinzen an der Goethe-Universität Frankfurt bei Prof. Markus Scholz und führte in diesem Rahmen Ausgrabungen an den frühkaiserzeitlichen Anlagen „Auf dem Ehrlich“ und auf dem „Blöskopf“ bei Bad Ems sowie am römischen Marschlager bei Hofheim durch.
Das Lahntal weist prominente römische Fundstellen aus spätrepublikanischer und augusteischer Zeit auf, jüngere Zeugnisse direkter Präsenz Roms fehlten bisher. Als 2016 bei Bad Ems ein römisches Militärlager in Holz-Erde-Technik von ca. 8 ha Größe entdeckt wurde, schien ein weiterer augusteischer Stützpunkt gefunden worden zu sein. Die Ausgrabungen der Goethe-Universität Frankfurt und der GDKE Koblenz in den Jahren 2017–18 legen jedoch eine claudisch-neronische Datierung nahe. Das hat auch Konsequenzen für ein altbekanntes römisches Denkmal auf dem nahe gelegenen „Blöskopf“. Beide Anlagen stehen offenbar im Kontext römischen Bergbaus an der unteren Lahn.
Über Markus Scholz: Markus Scholz ist Professor für Archäologie und Geschichte der römischen Provinzen an der Goethe-Universität Frankfurt a.M. Zuvor arbeitete er beim Landesdenkmalamt Baden-Württemberg sowie am RGZM. Seine Forschungen sind breit aufgestellt, Schwerpunkte liegen vor allem in der Limesforschung und der Epigraphik – hier insbesondere sog. Kleininschriften, z. B. Fluchtäfelchen und Graffiti – sowie der Wirtschafts- und Sozialgeschichte anhand von Kleininschriften und Grabmonumenten.
Für die Frühgeschichte und die Römische Zeit liefern Amphoren zahlreiche Informationen zur Produktion, zum Handel und zum Konsum vorwiegend mediterraner Lebensmittel. Im Rahmen des Vortrages werden besagte Aspekte mit Fokus auf die späte Eisenzeit und den Beginn der Kaiserzeit untersucht. Dabei spielt die chronologische Einordnung der Amphoren eine zentrale Rolle. Schließlich soll auf die Interpretationsmöglichkeiten von Amphorenfunde eingegangen werden.
Über Debora Cristina Tretola Martinez: Sie schloss 2010 ihr Studium zur Archäologie der Römischen Provinzen, Archäologie des Mittelmeerraumes (Klassische Archäologie) und Ur- und Frühgeschichte an der Universität Bern ab. 2020 wurde sie an der Universität Bern zum Thema "veni, vidi, aedificavi. Vom spätkeltischen Gehöft zur römischen villa. Die ländliche Besiedlung im südlichen Oberrheingebiet um die Zeitenwende am Beispiel von Reinach BL" promoviert. Sie beschäftigt sich bereits seit 2005 intensiv mit Amphorenfunden aus spätrepublikanischen resp. späteisenzeitlichen Kontexten. Zu ihren Projekten gehören die Aufarbeitung der Nekropole von Goeblingen-Nospelt (2009 publiziert), des sogenannten Emporium auf dem Titelberg (in Arbeit), die römischen Militärlager in Limburg-Eschhofen (2020 publiziert) und das caesarische Feldlager von Hermeskeil (in Arbeit). Seit 2012 ist sie in der Kantonsarchäologie Aargau und seit 2020 als assoziierte Forscherin am Institut für Archäologische Wissenschaften in Bern tätig.
Im Rahmen einer Dissertation wurde Pflanzenmaterial aus späteisenzeitlichen Siedlungen in der Niederrheinischen Bucht analysiert. Diese Untersuchung erbrachte neue Erkenntnisse über Landwirtschaft und Ernährung in den letzten Jahrhunderten vor der Zeitenwende. Dazu gehören eine Intensivierung des Getreidebaus sowie nachweisliche Überschussproduktion und Einlagerung von Erntegut. Die agrarwirtschaftlichen Merkmale der späten Eisenzeit sollen u. a. anhand von Vergleich mit den vorangegangenen bronze- und eisenzeitlichen Phasen sowie mit der nachfolgenden römischen Epoche vorgestellt werden.
Über Tanja Zerl: Tanja Zerl hat Vor- und Frühgeschichte, Botanik und Geschichte und Kultur der römischen Provinzen studiert. Derzeit ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im Labor für Archäobotanik des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Universität zu Köln, wo sie sich vor allem mit pflanzlichen Großresten aus Fundstellen aller Epochen beschäftigt. Schwerpunkte ihrer Forschung liegen auf der Rekonstruktion der Landwirtschafts- und Ernährungsgeschichte in Mitteleuropa.
Prof. Dr. Andrew Fitzpatrick (University of Leicester) “Julius Caesar’s Conquest of Britain” 7. Dezember 2020, 18:15 Uhr Der Vortrag findet in englischer Sprache statt
Julius Cäsar landete 55 und 54 v. Chr. in Britannien. Lange wurde vermutet, dass diese beiden Expeditionen letztlich kaum Auswirkungen auf Britannien hatten. Auch in Rom verblassten sie wohl schnell in der Erinnerung. Ebenso wurde angenommen, dass die Britannienfeldzüge des Prokonsuls – wenn überhaupt – nur sehr wenige archäologische Spuren hinterließen. Der Nachweis eines wahrscheinlichen Landungsplatzes mit Marinebasis aus der Kampagne des Jahres 54 v. Chr. auf der Insel Thanet zeigt nun jedoch, dass diese Vermutungen revidiert werden müssen.
Thema des Vortrages ist u.a. die Frage, warum Cäsar nach Britannien kam. Zudem nimmt er die Geschichte und Archäologie der beiden Kampagnen in den Blick, ebenso wie ihre Bedeutung für Cäsars neun Jahre andauernden Gallischen Krieg. Weit davon entfernt, nur eine verblasste Erinnerung zu sein, hatte Cäsars Invasion allem Anschein nach einen anhaltenden und bedeutenden Effekt auf Britannien und führte ein knappes Jahrhundert später zu dessen permanenten Besetzung durch Rom.
Über Andrew Fitzpatrick: Andrew Fitzpatrick ist Forscher und Honorarprofessor an der Universität Leicester. Derzeit arbeitet er an einem Buch über Julius Caesars Eroberung Britanniens und war kürzlich Mitherausgeber eines Bandes zur Archäologie des Gallischen Krieges. Er ist vor allem in der Eisenzeitforschung tätig und Fellow der Society of Antiquaries of London sowie der Society of Antiquaries of Scotland und Mitglied des Chartered Institute for Archaeologists.